Fastenzeit 2022 – 4. Fastensonntag: Schmecken

In einer Runde von Kolleg*innen haben wir mal ein Experiment gemacht: mit verbundenen Augen sollten wir verschiedene Schokolade schmecken und zuordnen. Das Auge war also ausgeschaltet, es kam nur auf die Zunge, den Gaumen, die Geschmacksknospen an. Wir haben gemerkt, wie Schokolade überhaupt schmecken kann und schmeckt.

Manche Köche können aus einem Gericht die verschiedenen Geschmackszutaten herausschmecken und dann das Gericht nachkochen. Unglaublich!

Durch Corona haben manche Menschen ihren Geschmackssinn verloren. Es hat auf einmal alles fad geschmeckt. Keinerlei Unterscheidung war mehr möglich, so habe ich gehört. Damit einher ging ein Verlust an Lebensqualität. Ja, die breitere Geschmackspalette bedeutet auch ein Mehr an Lebensfreude und Lebenslust.

Foto: Michael Tress

Das ist auch etwas, was Menschen im Alter erleben: dass bestimmte Geschmacksknospen nicht mehr so gut funktionieren. Ich selber merke, dass ich mehr salze als früher oder dass ich Schärfe besser vertrage.

Dann merke ich, dass es auch ein Gemeinschaftserlebnis bedeutet, wenn man denselben Geschmack hat. Im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinne. Uns gefällt das Gleiche und missfällt das Gleiche. Wir teilen Interessen, wir teilen Ansichten, wir teilen Werte…

Wir sagen: „Ich finde Geschmack an…“ und meinen damit, dass uns etwas zusagt, entspricht. Wie schmeckt Ihnen denn Ihre Arbeit oder Rente? Wie schmeckt Freiheit und Abenteuer (ich erinnere mich an eine Zigarettenwerbung in meiner Jugendzeit)? Wie schmeckt Frieden?

Wir haben die Redewendung: „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.“ Wir meinen damit, dass wir etwas (einen Satz z. B.) voll auskosten sollen/ wollen, um jede kleine Nuance zu erschmecken.

Sie könnten sich heute mal Verschiedenes „auf der Zunge zergehen lassen“ – langsam, achtsam: den Schluck Saft, das Mittagessen, das Stück Obst, ein Wort, das Sie hören, …. Verändert sich etwas im Laufe der Zeit?

Auch die Bibel hat Geschmack am Geschmack. Immer wieder werden Speisen und Getränke erzählt sowohl als menschliche Erfahrungen wie auch als göttliche. Auch Jesus hat es sich gerne schmecken lassen (und wohl auch Zeiten von Entbehrung gekant). Er hatte auch Geschmack an den Menschen gefunden und so sich ihnen zugewandt. Darin haben sie erfahren, dass auch Gott Geschmack an den Menschen hat.

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