Im Kommentar in der SZ vom Karsamstag schreibt Heribert Prantl in Anlehnung an Joseph Ratzinger, die Hölle sei „der Ort verzweifelter Einsamkeit und tiefster Verlassenheit, wohin das Wort Liebe nicht mehr dringt“. Dann bezieht Hr. Prantl diese Beschreibung auf die Alzheimererkrankung und die Verlassenheit von Menschen, die an Demenz erkrankt sind.
Ich denke, dass diese Beziehung zum einen die Verlassenheit alter Menschen durchaus treffend im Blick hat. Es gibt leider doch sehr viel Einsamkeit und Isoliertheit bei alten Menschen (und nicht nur bei ihnen), ob sie nun in den eigenen vier Wänden leben oder in einem Seniorenheim. Andererseits gibt es aber auch Menschen, die sich ihrer annehmen: pflegende Angehörige, Besuchsdienste, Pflege-, Beschäftigungs- und Hauswirtschaftspersonal in den Einrichtungen. Denen wird Hr. Prantl nicht gerecht.
Bedenkenswert finde ich, dass er die Ängste der „Gesunden“ in den Blick nimmt. Meiner Beobachtung nach drückt sie sich auch in Sätzen aus wie: „Das ist nicht mehr meine Mutter, mein Vater…“. Hier will ich entschieden dagegen halten: Doch, das ist deine Mutter, dein Vater, er hat sich aber weiter entwickelt, so wie du dich ja auch weiter entwickelst. Und es ist notwendig und sinnvoll, diesen Menschen auf seinem Entwicklungsweg weiter zu begleiten, wohin er auch führen mag. „Wie wäre unsere Gesellschaft, wenn die Pflegebedürftigen der Maßstab unseres Handelns wären?“ Diese Frage aus der Ausstellung: „Ein Koffer für die letzte Reise“ stellt unsere bisherigen Maßstäbe auf den Kopf. Auch die an Demenz Erkrankten stellen unsere Maßstäbe auf den Kof, zumindest in Frage. Leistung – Arbeit – Planung – Sicherheiten? Oder: sich anderen/ dem Leben (Schicksal, Gott) überlassen – im Moment leben – würdevolle Behandlung ohne Gegenleistung?
Vielleicht ist dann in der Einsamkeit und Isoliertheit doch auch Mitmenschlichkeit, Liebe, Zugehörigkeit, Gottes Menschenfreundlichkeit erfahrbar.