Arno Geiger schreibt in seinem Buch: „Der alte König in seinem Exil“ (S. 57 f)
Für uns alle ist die Welt verwirrend, und wenn man es nüchtern betrachtet, besteht der Unterschied zwischen einem Gesunden und einem Kranken vor allem im Ausmaß der Fähigkeit, das Verwirrende an der Oberfläche zu kaschieren. Darunter tobt das Chaos. … Uns Gesunden öffnet die Alzheimerkrankheit die Augen dafür, wie komplex die Fähigkeiten sind, die es braucht, um den Alltag zu meistern.“
Mein Gedanke dazu: Eine interessante Perspektive, mal zu überlegen, was die Demenzerkrankung für uns „Gesunde“ bedeutet. Dass wir manches von dem, was die an Demenz Erkrankten erleben, auch aus eigener Erfahrung kennen, könnte uns einen anderen, verständnisvolleren Zugang zu den an Demenz Erkrankten ermöglichen. Ich brauche bloß mal daran zu denken, wie ich mich mal im Ausland in der Fremde verfahren hatte und (ohne Landkarte und Navi!) nicht mehrso genau wußte, wo ich bin und wie es weitergeht. Oder wenn ich Menschen begegne, deren Gesicht ich kenne, aber der Name fällt mir nicht mehr ein. Beim Lesen dieses kleinen Absatzes von A. Geiger staune ich, was wir alles können, um uns in unserer Welt zurechtzufinden, Menschen und Vorgänge einzuordnen, sinnvoll zu handeln, Verantwortung zu übernehmen, Leben zu gestalten. Ich spüre: Das alles ist nicht so selbstverständlich, wie es scheint. So machen mich die an Demenz Erkrankten wieder ein wenig dankbarer für mein eigenes Leben.