Gedanken zum 5. Fastensonntag

Auf meinem Schreibtisch liegt das Bild einer Distel. Auf der einen Seite hat sie eine Schneehaube, die sich in die Stacheln dieser Distel eingeklammert hat.

Auf der Rückseite des Bildes steht ein Gedicht von Immanuel Jakobs, das ich als Anregung für die kommende Fastenwoche geben will. Es beschreibt, wie schwer manchmal sogar das Beten sein kann, weil das Leben  dornig und eisig geworden ist. Dennoch – oder gerade deshalb – möchte ich zur Gottesbeziehung ermutigen, und zwar zur Hartnäckigkeit. Die hat übrigens auch Jesus als eine wesentliche Haltung gepredigt, etwa in der Geschichte von der Witwe, die dem Richter gehörig auf den Wecker geht, damit er ihr endlich zu ihrem Recht verhilft.

Hier nun der Text:

Hartnäckig

Beten
oft schwer,
mühsam.

Den eisigen Wind im Rücken,
den Geist der Verzweiflung.

Festhalten
an den Stacheln.

Festklammern
an den Disteln.

Nicht loslassen,
nicht abfallen.

Angeklettet,
wie festgeklebt.

Hartnäckig

Wie stumm,
wie antwortlos
auch Gott,

beten,
hoffen,
glauben.

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