Die Erwartung eines „Retters“
In diesem Jahr haben wir wieder erlebt, wie sehr Menschen auf einen warten, der sie wieder „groß“ macht.
Aber worin besteht die versprochene/ erhoffte „Größe“? Ist es eine eigenständige Größe oder nur eine relative, im Verhältnis zu anderen Menschen/ Gruppen/ Parteien/ Staaten? Erreicht man diese erhoffte Größe durch Abgrenzung oder durch Integration (auch von Unbekanntem und Fremdem)? Was fängt man mit dieser Größe dann an (wenn man sie je erreicht hat), wozu dient diese Größe, wem dient diese Größe?
Ich befürchte, dass diese Größe nicht den Kleinen zu Gute kommt. Ich sehe, wie der Abstand zwischen den Kleinen und den Großen wächst. Ich merke, dass sich die Kleinen dadurch größer machen, indem sie auf die noch Kleineren schauen und sie klein halten wollen. Es geht ein Riss durch unsere Welt und unsere Gesellschaft.
„O Aufgang des Morgensterns, Glanz des ewigen Lichts und Sonne der Gerechtigkeit, komm und beleuchte die, die in Finsterns sitzen und im Schatten des Todes.“
Das ist das Gebet, das die Kirche heute, am 21. Dezember betet. Es bezieht seine Worte aus dem Propheten Jesaja, gilt aber wohl auch für unsere heutige Welt etwa 2600 Jahre später. Der Glanz des ewigen Lichtes lenkt seinen Strahl auf die Kleinen, Unbeachteten, die am Rand unseres Bewusstsein sind (oder sogar noch darunter, unterhalb unseres Bewusstseins, in der Verdunkelung leben).