Ostern
Das Fest der Auferstehung – Ostern – durchbricht die Vorstellung, dass mit dem Ende dieses jetzigen Lebens alles aus ist. Unsere Lebensperspektive wird geweitet über die Grenzerfahrung des Todes hinaus. Welche Konsequenzen hat das wohl für die Werte, die jetzt Gültigkeit haben?
Ich gehöre nicht zu denen, die glauben, wir müssten oder könnten uns das ewige Leben verdienen durch ein „anständiges“ Leben (wie es neulich jemand formuliert hat) oder durch viele gute Taten. In den vielen guten Taten zeigt sich, welche Werte für uns jetzt wichtig sind. Sie sind bedeutsam für die Gestaltung unserer Gesellschaft und unserer Welt. Darum lohnt es sich, die ganze Kraft und alle Talente einzusetzen für soziale Gerechtigkeit, für Frieden, für Solidarität und Toleranz etc. (das sind jetzt ein paar meiner wichtigen Werte und mögen ersetzt/ ergänzt werden durch Ihre Werte!).
Der Glaube an die Auferstehung und das Leben bei Gott lässt mich jedoch im Bewusstsein leben, dass das Leben meine Kräfte übersteigt; dass das Leben mehr ist als das, was ich vermag; dass das Leben in für mich noch unvorstellbaren Dimensionen möglich ist. Auferstehungsglaube relativiert auf der einen Seite also.
Andererseits weitet er Leben aus: es bringt eine Idealsicht ins Spiel wie Leben sein könnte. Das wiederum setzt Kräfte frei, weil es eine Orientierung ermöglicht, eine Zielvorstellung, eine Art Wegweiser für diese unsere jetzige Welt. Der Blick auf das Leben nach dem Tod schärft den Blick auf die Missstände im Leben vor dem Tod. Aber eben nicht, um die Hände in den Schoß zu legen und zu warten, bis die Erlösung naht. Sondern um aus dem Auferstehungsglauben heraus die Welt (und wenn es „nur“ die eigene, sog. „kleine“ Welt ist) zu gestalten.
Um es mit Jesus zu sagen:
„Ich will, dass sie das Leben haben und dass sie es in der Fülle haben.“
und zwar hier und jetzt und mit unserer ganzen Kraft, die der unterstützenden Kraft Gottes bedarf.