Gedanken über den Rückzug von Papst Benedikt XVI.

Gestern ist Papst Benedikt zurückgetreten. Dieser historische Schritt hat für mich neben aller kirchenpolitischen auch eine menschliche Komponente. Macht der Papst doch damit deutlich, dass alle Menschen über begrenzte Fähigkeiten und Kräfte verfügen – und dass es ganz in Ordnung ist, die Grenze dieser Kräfte zu erkennen und anzuerkennen. Darauf ist ja in der veröffentlichten Meinung immer wieder hingewiesen worden.

Etwas anderes scheint mir aber auch noch wichtig zu sein: Papst Benedikt XVI. hat in seiner Abschiedsrede betont, dass er sich jetzt auf den letzten Abschnitt seiner Pilgerreise begibt – und dass er dies im Gebet und in der Meditation tun wolle. So diene er weiterhin – wenn auch auf andere Weise als bisher – der Kirche. In dieser Aussage erkenne ich wieder, was so viele alte Menschen, nicht zuletzt die Pflegebedürftigen, erzählen. Dieses Gebet für andere gibt ihrem Leben eine Aufgabe und Sinn. Hierin sind sie für uns als Einzelne wie auch für uns als Gesellschaft wichtig und wertvoll. Es hat hohe Bedeutung, zu wissen, dass jemand anderes für mich betet, es vermittelt Geborgenheit und Halt, es läßt mich mit meinem Schicksal in Gottes Hand aufgefangen sein. So können wir Christen niemals menschliches Leben als sinnlos, wertlos oder nutzlos empfinden und beschreiben, weil wir uns eben nicht an den Kategorien der Leistungsgesellschaft, der Produktivität  und des Konsums messen.  So kann der Rücktritt des Papstes vielen älter werdenden Menschen Mut machen, Perspektive eröffnen, Sinnerfahrung stiften.

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