Am heutigen Vormittag haben wir uns von einem Wort der Hl. Hildegard von Bingen leiten lassen: „Du bist umfangen von den Umarmungen Gottes!“. Dabei empfanden wir es als wohltuend, von jemandem umarmt zu werden, weil das Vertrauen und Nähe spürbar werden lässt. Andererseits lassen wir uns in der Regel nicht gerne von fremden Menschen umarmen, weil eben keine Vertrautheit vorhanden ist. Im Bild der „saphirblauen Gestalt“, die vom Feuer der Gottesliebe umfangen ist, haben wir versucht, uns selber zu entdecken. Belebend und aufmunternd ist es, wenn wir ein Gespür für diese göttliche Umarmung in unserem Leben haben.
Eher bedrückend ist es, wenn wir das nicht spüren, etwa weil wir meinen, es nicht verdient zu haben. „Dabei ist es Gott, der uns lieben kommt“, wie die moderne Mystikerin Madeleine Delbrel sagt. Im Wohlwollen der anderen Menschen, in ihrer Hilfe, in ihrer Zuwendung entdecken, dass Gott es ist, der uns lieben kommt.
Wir haben aber auch das Wort der Mechthild von Magdeburg aus dem 13. Jahrhundert betrachtet. Sie sagte einmal: „Hiernach kam die stete Fremdheit Gottes und hüllte die Seele so ringsum ein, dass die selige Seele sprach: „Sei mir willkommen, gar selige Fremde!“ Dieses Fremdsein Gottes ist es aber, das mich unruhig bleiben läßt auf der Suche nach Gott, die das zufriedene Genießen Gottes wieder aufbricht, um die unbekannten und fremden Seiten Gottes zu entdecken. Am Ende stand der Segen Gottes, der uns von allen Seiten umgibt.