Gedanken zur Fastenzeit

Am Mittwoch beginnt wieder die Fastenzeit. Das Fasten hat für viele Menschen eine hohe Attraktivität – wenn auch nicht unbedingt aus religiösen Gründen. Entschlackung ist angesagt oder Abnehmen des „Winterspecks“. Manche stellen auch ihre Essgewohnheiten auf den Prüfstand und kommen ohne Fleisch oder Süßigkeiten aus (zumindest nehmen sie sich das vor). Manche stellen in den Wochen bis Ostern ihren Alkohol- oder Nikotinkonsum ein, andere weiten das auf ihren Konsum insgesamt aus und verzichten auf das Autofahren oder den Internetgebrauch (außer wenn es unumgänglich ist). Sie wollen damit ein größeres Bewusstsein erreichen über ihr von so viel Routine geprägtes Leben und ggf. die ein oder andere dauerhafte Änderung erzielen.

Gerade Christen meinen, das Fasten ginge auf Jesus und seinen 40-tägigen Wüstenaufenthalt zurück. Aber das Fasten gibt es in allen Kulturen, auch schon vor der Zeitenwende. Es diente höchst unterschiedlichen Zielen: mal als Buße für Verfehlungen, mal als Vorbereitung für einen Krieg, mal stellvertretend für andere, mal als Sensibilisierung für die Stimme Gottes. Jesaja warnt davor, im Äußerlichen stecken zu bleiben und ruft zu einem veränderten Sozialverhalten auf: „Brich dem Hungrigen dein Brot und die im Elend ohne Obdach sind, führe in dein Haus…!“ (Übrigens ein schönes Motto für die überhitzte Flüchtlingsdebatte!)

Jesus hat auch gefastet – nach seiner Taufe zog er sich für 40 Tage in die Wüste zurück. Wozu?

  • Musste er eine Schuld büßen?
  • Musste er seine in der Taufe gerade bekannt gemachte Berufung überdenken?
  • Wollte er sich vor seinem öffentlichen Wirken nochmal vorbereiten in der Innerlichkeit?
  • Die Wüste gilt auch als Ort des Todes. Sucht er eine (erste) Todeserfahrung in der Vorbereitung auf sein Sterben?
  • Sein Leben in der Reduktion der Wüste ist ein gewisser Gegensatz zum „Leben in Fülle“, das er selber verheißen wird.

Als Impuls daraus für unsere Fastenzeit möchte ich Ihnen die Frage nach Ihrer Berufung stellen (auch wenn Sie vielleicht schon sehr alt sein sollten). Vielleicht dient der Blick auf unsere Fehler dazu, die Barmherzigkeit Gottes schärfer in den Blick zu bekommen (zumindest als Hoffnung oder Sehnsucht). Vielleicht ist die kommende Zeit auch eine Vorbereitung auf unser Sterben und das Leben in Fülle, das uns verheißen ist. Denn das Ziel der „österlichen Bußzeit“, wie die kommenden Wochen liturgisch heißen, ist ja Ostern mit seiner Erfahrung von Auferstehung und dem Leben in der Herrlichkeit Gottes.

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