Himmel und Hölle – unsere Zukunft?

Der November ist der „Totenmonat“. Er startet mit den beiden Festen Allerheiligen und Allerseelen. Schon in diesem Doppelfest wird die Spannbreite christlicher Jenseitsvorstellungen sichtbar. Die einen in den Himmel, die anderen mindestens ins Fegfeuer, wenn nicht sogar ins ewige Höllenfeuer. Ich selber und mit mir unsere ganze Generation einschließlich der davor geborenen sind noch erzogen worden in der Angst vor dem Fegfeuer. Diese Erziehung prägt viele Senioren bis heute, wo sie im fortgeschrittenen Alter immer intensiver den Tod vor Augen und immer geringere Möglichkeiten haben, es/ ihr Versagen/ ihr Leben wieder gut zu machen. So ist – immer auch mit dem Verweis auf die Bibel – die frohe Botschaft Jesu vom Himmelreich ziemlich dunkel geworden. Dass sich im Fege- oder Höllenfeuer der Reinigungs- und Entschlackungsprozess der alttestamentlichen Silberschmiede verbirgt, wird höchstens noch im Fremdwort „Purgatorium“ (= Reinigungsort) erkennbar. Aber in diesem Reinigungsprozess kommt eben das kostbare Silber zum Vorschein und das ist das einzig Wichtige; nur auf unser Silber, auf das Kostbare in uns kommt es an.

Jesus selber spricht in den Worten, die man für „echte“ Jesusworte hält (im Unterschied zur Botschaft der Evangelisten) vom „königlichen Hochzeitsmahl“, zu dem alle, ausdrücklich auch die Bettler, die Aussätzigen, die Verachteten, explizit sogar die „Bösen und die Guten“ (Mt 22, 10) eingeladen sind. Wenn ich da die eigene  Bedürftigkeit (nach Erlösung und Vergebung), die eigenen „schwarzen Flecken“, die eigene Geringschätzung und Selbstabwertung anschaue, ist die Einladung zum  „königlichen Hochzeitsmahl“ eine Perspektive, die das Leben hier und jetzt erträglicher macht. Mit der Aussicht auf die Hölle und die ewige Verdammnis kann ich hier und jetzt nicht leben, die Aussicht auf die göttliche Barmherzigkeit, die mir gerecht wird in meinem Wollen und meinem Versagen, meinem Wünschen und meinem Scheitern , meinem Streben und meinem Irren aber lässt mich etwas gelassener und versöhnter mit mir und meinem Leben sein.

So kann gerade das Allerseelenfest zu einem Hoffnungsfest werden, das von der erlösenden Botschaft Jesu Christi geprägt ist und meinem Wunsch für die Verstorbenen entgegenkommt, dass es ihnen jetzt gut geht.

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