Monthly Archives: April 2022

Zu welcher Zeit wollen Sie leben?

Neulich habe ich in der Zeitung von einer Untersuchung der „Stiftung für Zukunftsfragen“ gelesen, nach der jüngere Menschen lieber in der Zukunft, ältere dagegen lieber in der Vergangenheit leben wollen. Ganz wenig nur wurde die Gegenwart gewählt. Die Studie selber konnte ich nicht finden, darum kann ich die Erkenntnisse nicht detaillierter beschreiben.

Aber ich finde den Gedanken anregend: in welcher Zeit wollte ich gerne leben – und warum?

In der Vergangenheit (zumindest der letzten Jahrzehnte) kenne ich mich aus. Da bin ich beheimatet und weiß um das Schöne und das Schwierige. Weiter zurück liegen die Kriege, das Leiden, der mühevolle Wiederaufbau. Und auch Chancen und vielleicht sogar Freiheiten, weil vieles noch nicht geregelt war. Aber auch eine eingeengte Moral, strengere Verhaltenskodizes, restriktivere Sanktionen.

Die Zukunft ist mit Unsicherheiten behaftet. Persönlich und gesellschaftlich. Klima, Kriege, Krankheiten, Corona, Ungerechtigkeiten, Chancenungleichheiten…. Aber auch neue Möglichkeiten, vor allem in der Technik oder der Kommunikation.

Ich selber lebe gerne im Hier und Jetzt. Zufrieden mit meinem bisherigen Leben, neugierig gespannt auf das, was kommt.

Vielleicht/ bestimmt ist aber diese Fragestellung ein interessantes Thema für so manche Gesprächsrunde – u. U. auch mit Hilfe von Bildern früherer Zeiten.

Und vielleicht auch ein Anlass, darüber nachzudenken, was leben bedeutet.

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Ostern: Ecce deus – seht, Gott

Ostern 2022 im Licht des Ukrainekriegs, von Corona, der Klimakrise, der sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeit … Diese Aufzählung ist lange nicht abgeschlossen. Die Beschreibung der aktuellen Zustände klingt eher nach Karfreitag als nach österlicher Auferstehung.

Aber die Auferstehung damals ereignete sich auch in schwierigen Zeiten. Die Auferstehung Jesu war nach den Evangelien kein Ereignis, das groß aufgefallen wäre. Alle haben friedlich (?) geschlafen, nichts hat die Welt bewegt oder gar erschüttert. Nur bei Matthäus hat die Erde einmal kurz gebebt, aber das war auch erst, als der Engel den Erdboden betrat, um am Morgen zwei Frauen die Auferstehung zu verkünden. Ansonsten: Stille, Ruhe, nichts an Veränderung. Schon gar keine große. Schon gar kein Spektakel. Schon gar nichts Gewaltiges und Mächtiges oder Siegreiches. (Übrigens alles Worte einer Kriegs- und Regierungssprache).

Die Auferstehung Jesu geschieht im Verborgenen. Die Auferstehung Jesu bleibt (zunächst) unbemerkt. Erst später erkennt man (besser: Frau), dass sich was getan hat.

Ostern 2022: keine große Veränderung in Sicht. Kein machtvolles, von „Sieg“ geprägtes Erscheinen Gottes. Es braucht vielleicht einen Blick in das Kleine, das Verborgene, das Unscheinbare. Wo ist das bei uns zu finden? Welche Vorstellungen von „Auferstehung“ müssen wir aufgeben, damit unser Blick frei wird? Die Erwartung von etwas Mächtigem, Großartigem, Herrlichem verstellt den Blick auf das Kreative, das Schöpferische, die Solidarität, die Zusammenhänge, bei denen die großen Veränderungen ganz winzig beginnen.

Ecce deus. Seht, Gott.

Wie ist Gott?

Der Lebendige. Die Liebe. Die Solidarität. Die Verbundenheit der Menschen untereinander und mit der Natur. Ein Da-sein für …., Anwalt der Kleinen und Bedrückten und Leidenden.

Das entdecke ich auch heute. Ostern 2022.

Ich wünsche allen ein gesegnetes Osterfest mit einem geschärften Blick und der Erfahrung, dass Gott stärker ist als der Tod.

Foto: Michael Tress

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Rente mit 65?

Auf br24 gibt es eine Reportage über Senioren, die nach ihrer Rente weiter arbeiten. Am Beispiel zweier Rentner wird die unterschiedliche Motivation dazu beschrieben. Ich zitiere:

Tatsächlich hat sich die Zahl der Menschen über 65, die weiterarbeiten, in den vergangenen zwanzig Jahren ziemlich genau verdoppelt. Im Freistaat arbeitet laut einer Untersuchung des Statistischen Landesamts aus dem Jahr 2019 knapp jeder Zehnte über 65 weiter. Mit der Pandemie könnten noch einige dazugekommen sein. Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind es vor allem zwei Gruppen, die im Alter noch arbeiten. Auf der einen Seite Menschen mit geringem Haushaltseinkommen wie Peter Treuter. Auf der anderen Seite Akademikerinnen und Akademiker, deren Fachwissen noch dringend benötigt wird.

Im Bericht wird deutlich, wie wichtig es ist, sich frühzeitig, d.h. schon in jungen Jahren, sich um seine Rente zu kümmern. Andererseits wird es für den Arbeitsmarkt wichtig sein, auf die Expertise der Älteren zurückgreifen zu können. Schließlich wird auch der Staat mit seinen exorbitanten Sonderausgaben (Corona, Energiewende, Ukrainehilfe und mehr) nicht auf die Steuereinnahmen verzichten können. Und schließlich kommt es zumindest manchen Senioren entgegen, wenn sie nach ihrem offiziellen Arbeitsleben weiter eine Beschäftigung haben. Aber das könnte natürlich auch etwas Ehrenamtliches sein

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Karfreitag: Ecce homo – seht, der Mensch

„Ecce homo“ – „Seht, der Mensch!“ ist der Satz, den Pontius Pilatus dem Volk sagt, als er den gefolterten Jesus vorführt. Sie sehen einen zerschundenen Körper, einen erniedrigten Menschen, seiner Würde beraubt.

Pressefoto des Jahres 2011 aus dem Krieg im Jemen. Das Bild des spanischen Fotografen Samuel Aranda

„Seht, der Mensch!“ Der Satz kommt mir, wenn ich die Bilder aus Butscha sehe, die hingerichteten Menschen, achtlos liegengelassen oder in Gullis gestopft, ihrer Kleidung beraubt und geschändet. Er kommt mir in den Sinn beim Blick auf die ausgebrannten Panzer, in denen sicher auch Soldaten waren. Ich sehe den Menschen, wenn Frauen von ihrer „Reise“ (wie sie sagen, „Flucht“, wie wir sagen) mit und ohne Kinder berichten. Pieta 2022.

All das zeigt: so ist der Mensch. Verletzlich, verwundbar, fragil. Aber auch das ist der Mensch: verletzend, verwundend, brutal, zerstörerisch, un-menschlich. Ich halte nichts davon, von „Monstern“ zu sprechen oder zu sagen, dass das „das Böse“ ist. Es sind Menschen, die das tun.

Karfreitag. Tag der Opfer. Tag der Konfrontation mit dem, wozu Menschen fähig sind, im Guten wie im Entsetzlichen. Tag der Nachdenklichkeit über das, was Menschsein ausmacht. Was „Menschlichkeit“ bedeutet und was Menschlichkeit bedeuten könnte.

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44 Ideen für eine gute Nachbarschaft

Die Bagso hat in ihrem neuesten Newsletter auf eine Neuerscheinung hingewiesen, die viele gute Ideen enthält. Ich zitiere den Nesletter:

Buch-Neuerscheinung „44 Ideen für gute Nachbarschaft“: Werkzeugkoffer für Nachbarschafts-Initiativen
 
Die Autorin Katharina Kühnel-Cebeci stellt in ihrem Buch praxiserprobte Werkzeuge der Nachbarschaftsarbeit vor. Das Buch bietet auf 178 Seiten Anleitungen und Lösungsansätze für eine gelingende Nachbarschaft. Es beantwortet Fragen wie: Wie erreiche ich meine Nachbarinnen und Nachbarn? Wie bringe ich sie zusammen? Wann ist eine Nachbarschaft eine gute Nachbarschaft? Das Buch ist erschienen im Verlag der Stiftung Mitarbeit und kostet zwölf Euro.

Hier der Link dazu:

https://www.mitarbeit.de/publikationen/shop/44_ideen_fuer_gute_nachbarschaft/

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Fastenzeit 2022 – Palmsonntag

Vielleicht haben Sie sich gefragt, warum wir uns in der Fastenzeit mit den Sinnen beschäftigen. Jetzt kommt die Auflösung:

Der Palmsonntag eröffnet die Karwoche. Die spricht alle Sinne an: wir sehen den Einzug Jesu in Jerusalem. Wir hören den Jubel der Menge, das „Hosianna“. Wir riechen den Duft von Frühling, vielleicht auch den Weihrauch in der Kirche. Wir schmecken das Abendmahl am Gründonnerstag. Was spüren wir, was fühlen wir, wenn wir am Karfreitag den Schrecken der Passion hören und den gefolterten Jesus sehen?

Foto: Michael Tress

Der ganze Mensch mit all seinen Sinnen ist angesprochen, um das Wirken Gottes und der Menschen zu erfassen, zu ergreifen, zu begreifen.

Wie sieht das in unserem Alltag aus? Welche Sinneserfahrungen bietet der? Welche Gotteserfahrungen hält der Alltag bereit? Wie entdecken wir Gott im Schönen – aber auch im Schrecklichen des Krieges (jüngst bei den wüsten Gräuel in Butscha) oder der Krankheit, der Verwundbarkeit und der Versehrheit menschlichen Lebens? Das fällt mir schwer, am ehesten noch in der Hilfsbereitschaft und Kreativität der Menschen.

Vielleicht bleibt in all dem auch Raum für die Unbegreiflichkeit Gottes, für die Unverfügbarkeit, für das Rätselhafte. Darin spüren wir, dass Gott größer und mehr ist als wir es uns vorstellen, dass er anders ist. Dass Gott anders ist als unsere Vorstellungen. Dass Gott anders ist als unsere Wünsche. Dass Gott auch immer anders ist als unsere Erfahrungen. In einem Gespräch mit einer Freundin haben wir uns darüber unterhalten, dass die Vorstellung vom liebenden Vatergott nicht vereinbar ist mit den Erfahrungen des Ukrainekrieges. Solcher Zwiespalt hält uns im besten Fall auf dem Weg der Frage und Suche – nämlich dann, wenn wir uns nicht zufriedengeben mit den wunderbaren, schönen, idyllischen Gottesbildern. Wenn wir nicht alles wegschieben aus unserem Glauben und unserem Leben, das mit einem „lieben Gott“ nicht kompatibel ist. Wenn wir berührbar bleiben durch das Quere, das Durchkreuzende, das Anstoßerregende.

Der Weg durch die Karwoche ist ein harter Weg, anstrengend, mühevoll, irritierend, verletzlich. Aber nur, wer diesen Weg geht und sich darauf einlässt, kommt zur Erfahrung von Ostern.

P.S. „Anders“ ist die ursprüngliche Bedeutung des hebräischen Wortes „qadosch“, das wir für gewöhnlich mit „heilig“ übersetzen.

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Die sozialen Folgen von Corona für Senioren

Kurzberichte aus der Reihe „Hohes Alter in Deutschland D80+“ des Bundesfamilienministeriums

Die Bundesregierung hat eine Untersuchung über die Folgen von Corona bei Senioren veröffentlicht. Dabei lag der Fokus auf der Häufigkeit und der Qualität der Kontakte.

9,1 % der über 85-Jährigen haben weniger als zwei Kontakte, davon sind vor allem Heimbewohner und Menschen mit niedriger Bildung betroffen. 1/3 aller Heimbewohner haben selten oder nie Kontakt zu anderen.

Corona hat die Heimbewohner stärker betroffen, sie empfinden die Beeinträchtigungen vor allem bei den Kontakten, der Freizeit- und der Alltagsgestaltung. Das hat Folgen für die Gesundheit, die Einsamkeit und die soziale Unterstützung.

Wer diese kurze Untersuchung lesen möchte, findet hier den Link:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/corona-pandemie-veraendert-soziale-kontakte-der-ueber-80-jaehrigen-194396

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