Ostern: Ecce deus – seht, Gott

Ostern 2022 im Licht des Ukrainekriegs, von Corona, der Klimakrise, der sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeit … Diese Aufzählung ist lange nicht abgeschlossen. Die Beschreibung der aktuellen Zustände klingt eher nach Karfreitag als nach österlicher Auferstehung.

Aber die Auferstehung damals ereignete sich auch in schwierigen Zeiten. Die Auferstehung Jesu war nach den Evangelien kein Ereignis, das groß aufgefallen wäre. Alle haben friedlich (?) geschlafen, nichts hat die Welt bewegt oder gar erschüttert. Nur bei Matthäus hat die Erde einmal kurz gebebt, aber das war auch erst, als der Engel den Erdboden betrat, um am Morgen zwei Frauen die Auferstehung zu verkünden. Ansonsten: Stille, Ruhe, nichts an Veränderung. Schon gar keine große. Schon gar kein Spektakel. Schon gar nichts Gewaltiges und Mächtiges oder Siegreiches. (Übrigens alles Worte einer Kriegs- und Regierungssprache).

Die Auferstehung Jesu geschieht im Verborgenen. Die Auferstehung Jesu bleibt (zunächst) unbemerkt. Erst später erkennt man (besser: Frau), dass sich was getan hat.

Ostern 2022: keine große Veränderung in Sicht. Kein machtvolles, von „Sieg“ geprägtes Erscheinen Gottes. Es braucht vielleicht einen Blick in das Kleine, das Verborgene, das Unscheinbare. Wo ist das bei uns zu finden? Welche Vorstellungen von „Auferstehung“ müssen wir aufgeben, damit unser Blick frei wird? Die Erwartung von etwas Mächtigem, Großartigem, Herrlichem verstellt den Blick auf das Kreative, das Schöpferische, die Solidarität, die Zusammenhänge, bei denen die großen Veränderungen ganz winzig beginnen.

Ecce deus. Seht, Gott.

Wie ist Gott?

Der Lebendige. Die Liebe. Die Solidarität. Die Verbundenheit der Menschen untereinander und mit der Natur. Ein Da-sein für …., Anwalt der Kleinen und Bedrückten und Leidenden.

Das entdecke ich auch heute. Ostern 2022.

Ich wünsche allen ein gesegnetes Osterfest mit einem geschärften Blick und der Erfahrung, dass Gott stärker ist als der Tod.

Foto: Michael Tress

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