Karfreitag: Ecce homo – seht, der Mensch

„Ecce homo“ – „Seht, der Mensch!“ ist der Satz, den Pontius Pilatus dem Volk sagt, als er den gefolterten Jesus vorführt. Sie sehen einen zerschundenen Körper, einen erniedrigten Menschen, seiner Würde beraubt.

Pressefoto des Jahres 2011 aus dem Krieg im Jemen. Das Bild des spanischen Fotografen Samuel Aranda

„Seht, der Mensch!“ Der Satz kommt mir, wenn ich die Bilder aus Butscha sehe, die hingerichteten Menschen, achtlos liegengelassen oder in Gullis gestopft, ihrer Kleidung beraubt und geschändet. Er kommt mir in den Sinn beim Blick auf die ausgebrannten Panzer, in denen sicher auch Soldaten waren. Ich sehe den Menschen, wenn Frauen von ihrer „Reise“ (wie sie sagen, „Flucht“, wie wir sagen) mit und ohne Kinder berichten. Pieta 2022.

All das zeigt: so ist der Mensch. Verletzlich, verwundbar, fragil. Aber auch das ist der Mensch: verletzend, verwundend, brutal, zerstörerisch, un-menschlich. Ich halte nichts davon, von „Monstern“ zu sprechen oder zu sagen, dass das „das Böse“ ist. Es sind Menschen, die das tun.

Karfreitag. Tag der Opfer. Tag der Konfrontation mit dem, wozu Menschen fähig sind, im Guten wie im Entsetzlichen. Tag der Nachdenklichkeit über das, was Menschsein ausmacht. Was „Menschlichkeit“ bedeutet und was Menschlichkeit bedeuten könnte.

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