Sucht im Alter

Das Thema „Sucht im Alter“ war lange Zeit gar keines – es gab bis vor 10 Jahren grade mal eine einzige Studie dazu. Auch in den letzten Jahren ist es um dieses Thema wieder ruhiger geworden. Zu Unrecht, wie eine von der KKH veröffentlichte Studie des Robert-Koch-Institutes zeigt.

Etwa 355 500 Senioren ab 65 Jahren seien davon betroffen. Das ist allerdings lediglich die Zahl derer, die wegen einer Auffälligkeit behandelt wurden. Die Dunkelziffer liegt also noch um einiges höher. Der Studie zufolge zeigen 34% der Männer und etwa 18% der Frauen einen riskanten Konsum. Von „riskantem Konsum“ spricht die dhs, die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, bei einem Konsum von 20 g Reinalkohol (für Männer) und 10 g (Frauen). Das entspricht etwa 0,25 l Bier für Männer pro Tag bei zwei abstinenten Tagen in der Woche. Bei Senioren liegt der Beginn eines riskanten Konsum nochmals drunter. Grund ist der veränderte Anteil von Fettgewebe im Körper. Dadurch reicht schon eine kleinere Menge Alkohol aus, um die selbe Wirkung wie bei Jüngeren zu erzielen.

Die Gründe für die hohe Zahl Suchtgefährdeter und Suchtkranker sind vielfältig. Bei Männern ist oft der Verlust der Arbeit gleichbedeutend mit einem Verlust an Identität. Im Alter treten vermehrt körperliche Beschwerden auf; Partnerschaften und Familien lösen sich auf, teils durch den Tod des Partners/ der Partnerin, teils durch Wegzug der Kinder; Vereinsamung droht (außer man trifft sich zum Stammtisch). Auch die Endlichkeit des Lebens rückt in den Blickpunkt und führt mitunter zu einer Sinn- und Glaubenskrise. Ein weiteres Gefährdungspotenzial ist die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten, vor allem, wenn Wechselwirkungen nicht beachtet werden.

Ich möchte jedoch auch Mut machen. Meine langjährigen Erfahrungen in der Fachklinik Annabrunn und die von mir geleitete Gruppe für Ältere haben immer wieder gezeigt, dass sich eine Therapie lohnt, dass ein zufriedenes Leben möglich ist, dass ein Umstieg in ein zufriedenes und gesundes Leben gelingen kann.

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