Impuls zum Palmsonntag 2020

Für die Impulse zur Fastenzeit 2020 nehme ich die alttestamentlichen Lesungen des diesjährigen Lesejahres A her. Das ist am Palmsonntag Jes 50, 4-7.

Das Buch Jesaja gliedert sich in drei große Teile: der erste Teil geht wohl auf Jesaja selbst zurück, der vor dem Exil in Babylon wirkt. Seine Botschaft wird dann während des Exils aufgegriffen und weitergeführt, vom sog. 2. oder Deuterojesaja. Eine letzte Erweiterung erfährt das Buch dann nach dem Exil durch den sog. 3. oder  Tritojesaja.

Deuterojesaja komponiert vier sog. Gottesknechtslieder. Wer dieser „Knecht Gottes“ ist, ist jedoch unklar. Es könnte sich um den Propheten selbst handeln, es könnte auch das Volk Israel gemeint sein, oder eine fiktive Gestalt. Jedenfalls keiner, den man gerne anschaut, kein glänzender Promi, keiner mit großem Ansehen. Er ist ein ziemlich zerschundener Mensch, „seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen“ (52,14). Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut“ – so steht es im 4. Gottesknechtslied (Jes 53, 3). Er wurde geschlagen und angespuckt, er ist Opfer von Gewalt und Brutalität.

Die Lesung zum Palmsonntag ist das 3. Lied. Da entdecke ich etwas Erstaunliches: Der Knecht Gottes, dieser von Menschen so hart behandelte Mann, wird von Gott nicht etwa einer Schonung unterzogen. Er wird nicht aus dieser furchtbaren Situation und Behandlung herausgeholt. Ihm wird vielmehr das Ohr geweckt und geöffnet, ihm wird die Zunge gelöst, damit er die Müden höre und dann stärke durch ein aufmunterndes Wort.

Der Gottesknecht steht eindeutig auf der Seite der Opfer, auf der Seite derer, die sich mit dem Leben abmühen, die vielleicht wie er unterdrückt und verachtet werden. Ihnen gilt seine frohe Botschaft, dass auch Gott auf der Seite der Opfer steht – so dass es am Ende, im 4. Gottesknechtslied heißt: „Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht.“ (Jes 53, 11).

Am Ende steht also nicht Untergang und Vernichtung, das Leid der Opfer von Gewalt und Unterdrückung.

Am Ende steht das göttliche Licht.

 

 

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