Die Einsamkeit der Menschen ist immer schon ein Thema gewesen. Verstärkt wurde sie durch die Corona-Pandemie. Darüber gab es auch schon Untersuchungen – siehe mein Beitrag vom 9. Juni 2020.
Seitdem ist es nicht besser geworden. In meiner Arbeit erfahre ich immer wieder, wie groß das Redebedürfnis von Menschen ist. Erst heute habe ich mit jemand gesprochen, der als Pflegebedürftiger alleine zu Hause lebt, nur mit einer osteuropäischen Pflegerin. Das Verhältnis ist so gut, wie es eben sein kann. Die Verständigung ist sprachlich in Ordnung, solange es um Alltagsdinge und die Pflege geht. Aber für die Herzensdinge, den Glauben, das eigene Leben und die Biografie reicht es nicht. Ganz zu schweigen von den emotionalen Bedürfnissen, das Zusammenklingen, die Resonanz. Nicht zu vergessen der freundschaftliche Körperkontakt jenseits aller Pflege. Die Kinder leben entfernt, Freunde – auch aus der Kirchengemeinde und dem Gebetskreis – trauen sich schon lange wegen einer möglichen Ansteckungsgefährdung nicht mehr ins Haus. Die Kontakte werden weiter und weiter, unverbindlicher, oberflächlicher. Gut, dass wenigstens der Ortspfarrer immer wieder kommt!
Einsamkeit bezeichnet ja – im Gegensatz zum Alleinseins – einen Mangel an Beziehungen in der gewünschten Form und Intensität. Die einen suchen dabei das Gespräch über bestimmte Themen, andere den persönlichen Austausch, wieder andere das gemeinsame Tun in der Pflege eines Hobbys. Der Mangel wird beklagt, weil er einhergeht mit dem Gefühl der Isolation, des Ausgeschlossenseins, der Bedeutungslosigkeit. Manche sprechen auch vom „sozialen Tod“, den jemand „stirbt“ lange vor dem physischen Tod.
Bei solchen Geschichten wie der obigen wird mir immer wieder deutlich, wie wichtig, ja lebensnotwendig alle Initiativen sind, die darauf abzielen, in Verbindung zu bleiben. Selbst die kleinste Geste, ein Anruf, ein Lächeln über den Gartenzaun, eine kleine Aufmerksamkeit vor der Haustür hat eminente Bedeutung. Zeigt sie doch: „Du bist nicht allein!“ – „Du bist nicht vergessen!“ – „Ich denke an Dich!“
Darum ein herzliches Dankeschön an die vielen Tausend, die so ihre Solidarität zeigen mit denen, die nicht im Vordergrund unseres gesellschaftlichen Bewusstseins stehen, die leicht zu übersehen sind (weil sie eher leise und unauffällig sind), die vielleicht von sich selbst meinen, sie seien es nicht wert und hätten es nicht verdient.