Eine Untersuchung zur Gewalt an Frauen sorgt gerade für Aufregung. Etwa ein Drittel der Männer (befragt waren 18 – 35-Jährige) findet Gewalt gegenüber Frauen akzeptabel. Erschreckend – selbst wenn die Umfrage nicht repräsentativ sein sollte.
Mich veranlasst das zu folgenden Gedanken:
Gewalt an Frauen ist kein neues Phänomen. Auch heutige Seniorinnen haben diese Erfahrungen machen müssen.
Gewalt beginnt nicht erst mit massiver körperlicher Gewalt. Auch die Watschn der Kindheit ist schon Gewalt. Auch Beschämungen, Erniedrigungen, herabwürdigende Kommentare sind eine Form von Gewalt. Oder der Hinweis auf die finanzielle Abhängigkeit, um „Wohlverhalten“ zu erzwingen.
Konnten die Seniorinnen, die so etwas erlebt haben, das je verwinden und verarbeiten? Oder wirken Gewalterfahrungen auch heute noch nach – und wenn ja: wie? Etwa bei pflegerisch notwendigen Berührungen? Oder wenn sie mit einem Mann allein im Zimmer sind? Oder sich zu einer Handlung gedrängt fühlen, deren Sinn sie nicht verstehen oder akzeptieren?
Das können Situationen in häuslicher Pflege sein oder auch in einer Einrichtung. Sicher oft nicht als „Gewalt“ beabsichtigt. Dennoch als Auslöser alter Erinnerungen.
Vielleicht/ hoffentlich haben diejenigen, die mit den abwehrenden Reaktionen konfrontiert sind, eine wachsende Sensibilität für diesen möglichen biografischen Hintergrund.