Vor einigen Wochen hat der bayerische Gesundheitsminister Holetschek im Allgäu eine sog. „Ratschkasse“ eingeweiht. Damit ist eine spezielle Kasse in einem Supermarkt gemeint, an der die Kunden nicht nur ihre Waren bezahlen können, sondern mit der Kassiererin auch ein wenig reden können. Dies soll die Einsamkeit der Menschen ein bisserl lindern.
Der „Mühldorfer Anzeiger“ hat in seiner heutigen Ausgabe zwei Geschäftsführer zu dieser Idee befragt. Dies scheitere aber an der Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden. Statt dessen könne sich der Edeka-Geschäftsführer Josef Wimmer einen Nachmittag für Alleinstehende in seiner Cafeteria vorstellen.
Dieses Angebot gibt es freilich schon in ähnlicher Form. Seit fast sechs Jahren bin ich jeden Donnerstag von 10 – 11 Uhr in der Cafeteria des Globus. „Offenes Ohr – offenes Herz“ heißt die Möglichkeit, bei der Menschen mit mir ratschen, erzählen und sich etwas von der Seele reden können.
Entstanden ist es tatsächlich aus einer Beobachtung heraus: ein Mann kam jeden Tag in den Globus, um drei Tomaten einzukaufen – eigentlich aber nur, um ein paar Sätze mit der Kassiererin zu sprechen. Mit Hilfe von Adelheid Widmann, meiner Vorgesetzten aus der Seniorenseelsorge im Erzbischöflichen Ordinariat in München, des damaligen Geschäftsführers des Globus und seiner Sekretärin habe ich diese Möglichkeit eröffnen und auch durch Corona hindurch beibehalten können. Seither bin ich noch keinen Vormittag ganz alleine gesessen. Es kommen Frauen und auch Männer. Es gibt kleine Gespräche und auch sehr lange. Es geht um das Wetter, die Gesundheit, Alltägliches – und es geht um sehr Persönliches wie Lebensgeschichten oder Glaubensfragen. Das Thema bestimmt immer mein Gegenüber, genauso wie die Dauer.
Haben Sie also keine Scheu und kommen Sie bei mir vorbei. Sie erkennen mich an meinem Aufsteller. Ich freue mich über jede Begegnung!