Muttertag 2020

Übermorgen ist wieder „Muttertag“. Wie seit etwa 100 Jahren rücken die Mütter in den Fokus. Der Ursprung dieser Bewegung liegt wohl schon in der Mitte des 19. Jhd., als Ann Maria Reeves Jarvis einen Austausch von Müttern über aktuelle Fragen organisierte und fünf Jahre später Julia Ward Howe eine Mütter-Friedensinitiative startete mit dem Ziel, die Söhne nicht mehr in den Krieg schicken zu müssen (Quelle: wikipedia)

Ich selber kenne den Muttertag immer nur als einen Tag, an dem die Kinder den Müttern für ihren Dienst in der Familie und an den Kindern danken sollten. Da war von diesen urspürnglich politischen Gedanken nichts mehr zu spüren. Das lag dann ganz in der Tradition, die 1914 als eher privater Dank von Anna Marie Jarvis, der Tochter von o.g. Ann Maria Reeves Jarvis begründet wurde.

Die Rolle der Mutter hat seitdem manche Veränderung erfahren: die Mütter, die im Krieg den Hof versorgt haben; die Mütter, die den Tod des Mannes verkraften mussten mit ihren manchmal noch recht kleinen Kindern; die „Trümmerfrauen“ des Aufbaus, die auch durch all ihre Erfahrungen ein Stück Selbständigkeit und Selbstbewusstsein erworben haben. Dann wieder zurück in eine eher traditionelle Rolle, weil die Männer die Rolle als „Familienvorstand“ und Alleinverdiener beansprucht haben.

Mütter heute leben in einer ganz anderen Situation als damals: als Frau im Spagat von Familie und Beruf; oft in Teilzeit, aber auch in Vollzeit – meist unterbezahlt und damit später mit mieser Rente; als Senioreninnen heute schon mit schlechter Rente wegen der langen Zeiten als Mutter ohne eigenen Job; als Alleinerziehende; mit home-schooling; in herkömmlichen Partnerschaft, manchmal auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen hat gezeigt, unter welchen Belastungen Mütter stehen: Home-office unter Familienbedingungen, geteilt mit dem Partner oder auch alleine gewuppt. Klagen, weil manches zusammenbricht ohne die Frauen. Wenig Unterstützung in dieser Zeit (und auch schon davor). Viele „Helden des Alltags“ sind Frauen in „systemrelevanten Berufen“. Heroisierungen, die wohl bald wieder vergessen sein werden, vor allem wenn es um Veränderungen von Arbeitsbedingungen oder Bezahlung geht. Sicher oft keine „heile“ Welt, wenig zum Feiern.

Muttertag 2020: vielleicht gibt es doch wieder mehr als nur schöne Worte – und die liebevollen (vielleicht auch den Erwartungen der Mütter entsprechenden) Gesten. Unsere Kirche gibt dafür leider kein so gutes Vorbild ab. Aber auch das wäre ja (vielleicht im Sinne von Maria2.0) ein lohnendes Betätigungsfeld.

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