Schutzmantelmadonna 2020

Im Mai rückt immer Maria, die Mutter Jesu, in den Fokus der Katholiken: viele Maiandachten (eigentlich sind es Marienandachten), viele Wallfahrten (etwa nach Altötting). Dort findet sich auf den Votivbildern immer wieder der Satz: „Maria hat geholfen“. Und manches Bild zeigt die sog. „Schutzmantelmadonna“. Man sieht eine übergroße Mariengestalt mit einem weiten Mantel, den sie über die volle Breite des Bildes ausstreckt. Unter diesem Mantel sieht man dann am unteren Bildrand ganz viele Menschen. Meist sind es „wichtige“ Leute, die Spitzen des Staates, die Creme de la creme der Gesellschaft, die höchsten katholischen Würdenträger. Manchmal auch noch ein paar kleinere Leute am Rand. Selten die, die in der Gesellschaft tasächlich am Rand stehen. Die Menschen damals (zumindest die abgebildeten) haben sich so geborgen gefühlt gegenüber den Widrigkeiten des Lebens, gegenüber Unwettern, Krankheiten, Seuchen, Kriegen …

Heutige Menschen suchen anderen Schutz. Es ist der Schutz von Versicherungen, von Rettungsschirmen, Ausgleichszahlungen … Es sind allesamt finanzielle Maßnahmen. Und jede Branche ruft danach, ebenfalls unterstützt zu werden (und man muss laut und immer lauter als andere rufen, damit man zu was kommt). Gerade die Überbetonung des Geldes aber legt den Finger auf die Wunde. Es ist das Allheilmittel geworden. Vergessen werden nämlich oft die, die eh schon am Rand leben. Vergessen wird, umfassend, global, mit dem alten Wort „katholisch“ (vom griechischen Wort für „die ganze Welt umfassend“) zu denken und zu handeln. Die Corona-Pandemie (da steckt auch drin, dass es alle trifft) erfasst alle Länder dieser Welt. Und wir handeln national. Es gibt Verteilungskämpfe und man vergisst, dass es auch andere Notlagen gibt: immer noch die Heuschreckenplage in Afrika, immer noch Kriege, immer noch Unterdrückung, immer noch Gewalt, immer noch Flucht ….

Die Schutzmantelmadonna ist gut für die, die unter dem Mantel Marias stehen. Mein Blick geht jedoch auf die, die daneben sind bzw. meistens gar nicht im Bild sind. Ich spüre, dass der Blick Marias, dass der Blick Gottes weitergeht. Ich sehe, dass es Menschen in der Nachfolge Jesu gibt, die aktiv sind und sich kümmern in Wort und Tat – und zwar um die, die Hilfe nötig haben, seien es die Einkaufshilfen, die Tafeln, die Seniorenclubleiterinnen, die Profis in den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Pflegediensten etc.

Durch sie bekommt die Schutzmantelmadonna ein menschliches Gesicht.

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