In der Lesung des kommenden Sonntags (Apostelgeschichte 6, 1-7) erfahren wir von Verteilungskämpfen in der Urkirche. Wie immer sind es Frauen, die zu kurz kommen. Wie so häufig auch sind es die Witwen, die auf sich allein gestellt sind (heute würden wir das als Singles und Alleinverdiener bezeichnen), die zu kurz kommen.
Das wirft kein gutes Licht auf die noch junge Gemeinde. So lobenswert wohl die Ansätze sind, nämlich dafür zu sorgen, dass es sozial gerecht zugeht und jeder ausreichend zum Leben hat – so sehr geht es wohl schief.
Ich weiß jetzt nicht, wer auf diesen Missstand aufmerksam gemacht hatte. Waren es die Frauen selbst, die sich – hoffentlich laut – zu Wort gemeldet haben? Waren es die hellenistischen Männer, die dafür ein offenes Auge, Ohr und Herz hatten und sich zum Anwalt der Benachteiligten gemacht hatten? Auf jeden Fall wird es Protest gegeben haben. Und damit eine Lösung.
Für mich steckt da ein Aufruf drin: Liebe Frauen, erhebt Eure Stimme, wenn es ungerecht zugeht! Liebe Männer, hört diesen Schrei (wenn ihr es schon nicht selber merkt)!
Die gefundene Lösung ist für mich allerdings zweischneidig: es kommt zu einer Trennung von Verkündigung und Versorgung. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer hierarchischen Unterscheidung (bis heute). Die Priester haben den höherwertigen Dienst am Wort, die anderen (die „Laien“) den caritativen Dienst. Man hätte das auch anders regeln können damals: mit einer Ausweitung der Apostel und mit einer Änderung der Zulassungskriterien zum „priesterlichen“ Dienst. „Diakonia“ und „Liturgia“ wären als zwei Grundvollzüge christlichen Lebens zusammen geblieben.
Gottesdienst und Menschendienst sind für mich zwei untrennbare Seiten, in denen sich die Nachfolge Jesu und sein Evangelium in Wort und Tat verwirklicht. Vielleicht könnten wir als Kirche heute mal in diese Richtung denken, wenn es um eine Neuausrichtung geht unter den Bedingungen von Priestermangel, Mitgliederschwund, Sinnkrise. Es wäre ein Aufbruch hinein in die „existenziell gewendete Pastoral“, die in unserer Erzdiözese propagiert wird. Eine Seelsorge, die sich dort engagiert, wo Menschen in existenziellen Nöten leben, die bisher am Rand des kirchlichen Bewusstseins sind, die aber gleichwohl inmitten unserer Gesellschaft leben.