Im Deutschen Ärzteblatt wurde eine Studie veröffentlicht, die sich mit der Lebenserwartung in Deutschland beschäftigt. Die Soziologen und Demografen Roland Rau und Carl Schmertmann haben herausgefunden, dass es in Deutschland große Unterschiede gibt. Die höchste Lebenserwartung haben Frauen im Landkreis Starnberg, die geringste im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt (Frauen) bzw. Bremerhaven (Männer). Der Unterschied beträgt jeweils etwa vier Jahre.
Die Gründe sind vor allem in der wirtschaftlichen Situation zu finden. Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Kinderarmut z. B. führen zu einer Lebenshaltung, die von Aussichtslosigkeit geprägt ist. Dies führt zu Folgeschäden: schlechtere Ernährung, schlechteres Gesundheitsbewusstsein, schlechtere Gesundheitsvorsorge.
Wenn ich mir die Karten so anschaue, finde ich ein Gefälle von Nord-Ost nach Süd-West (grob gesagt). Die Autoren betonen, dass es kein Ost-West- und auch kein Stadt-Land-Unterschied ist. Man müsse alles sehr viel kleinräumiger betrachten.
Ich zitiere die Schlußfolgerung der Autoren: Wir finden keine durchgängigen Stadt-Land-Unterschiede bei der Lebenserwartung. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Maßnahmen, die die Lebensstandards für ärmere Teile der Bevölkerung verbessern, am ehesten dazu geeignet sind, die existierenden Unterschiede in der Lebenserwartung zu reduzieren.
Grade was die Kinderarmut angeht (das war heute ein anderer Bericht in der Zeitung, der mich sehr erschreckt hat), zeigt sich, dass sich solche Entwicklungen verstetigen bis mindestens in die nächste Generation hinein. Hier spielt natürlich auch die Bildung mit herein und die eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe. Für mich bedeutet das, dass wir jetzt schon etwas tun müssen und auch können, um künftige Lebensqualität für alle (oder zumindest für sehr viel mehr Menschen) zu verbessern.
Wer den Bericht selber lesen möchte, findet ihn unter folgendem Link:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/214715/Lebenserwartung-auf-Kreisebene-in-Deutschland