In der letzten Zeit habe ich wieder mal verstärkt erfahren, wie wichtig, ja lebensnotwendig Besuche bei Senior*innen sind. Damit meine ich zum einen die Menschen in den Seniorenheimen, aber auch die, die daheim leben.
Die ehrenamtlichen Besucher unserer Kurse berichten, wie sehr manche ihrer Besuchten körperlich, seelisch und geistig (und vielleicht auch geistlich?) abgebaut hätten in den Zeiten ohne Besuch. Das liegt sicher nicht am fehlenden Einsatz des Pflegepersonals, die bis an die Grenze der Belastbarkeit (und wohl auch darüber hinaus) das Ihrige tun, um die Situation zu entschärfen, lebbar zu machen und sich um die Bewohner kümmern. Sie haben ja selbst einen Spagat zu meistern zwischen eigener Besorgnis um die Gesundheit ihrer selbst (und im Hintergrund ihrer Familie) einerseits und andererseits der Sorge um das Wohlbefinden „ihrer“ Bewohner.
Auch für die Menschen, die daheim leben (und manchmal eben auch allein), ist ein Besuch oder offener gesagt ein Kontakt wichtig. Ein kleiner Ratsch am Gartenzaun oder Küchenfenster ist schon viel an Abwechslung. Ab und zu ein Telefonat oder ein schriftlicher Gruß zählt eine Menge. Ich selber erlebe recht häufig bei meinen Telefonaten, wie groß das Redebedürfnis ist – und nicht nur bei denen, die allein leben.
Jetzt erleben wir grade die berüchtigte „zweite Welle“. Schon das Bild allein macht Angst – und Angst lähmt. So erkennen wir nicht mehr die Spielräume, die wir auch jetzt noch haben. Noch sind Besuche (einer pro Tag und Bewohner) möglich. Noch dürfen sich bis zu 5 Personen aus zwei Haushalten daheim treffen. Noch sind auch Gruppentreffen möglich, wenn auch mit beschränkter Teilnehmerzahl. Noch kann man sich in Cafés verabreden oder miteinander eine Runde um den Block drehen.
Es geht also immer darum, in allen Einschränkungen die möglichen Spielräume zu entdecken und zu nutzen. Und die gibt es vielleicht auch dann noch, wenn sich die Lage (wie zu befürchten ist) verschlimmert. Aber dazu ist Kreativität und auch ein bisserl Mut gefragt.