Kleine Gottesdienste

Gottesdienst zum 1. Adventssonntag am 30. November 2025

Stellen Sie Adventskranz oder eine Kerze vor sich hin, zünden Sie die Kerze aber noch nicht an.

+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen

Lied: 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Einleitende Gedanken:

Nacht: das ist in der Bibel, in vielen Mythen und Märchen ein Bild für Bedrohung, für Verlassenheit, für die Tiefpunkte eines Lebens.

Nacht: das kann auch ein Bild sein für eine eigene Lebenssituation: Krankheit, Verlassenheit, den Zusammenbruch von Lebensträumen, Lebenskrisen.

Nacht: Das ist auch das Bild für Wendepunkte von Leben. „Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tags. Die Mitte der Not ist der Anfang des Heils“ lautet ein alter Hymnus.

Woran denken Sie beim Bild der Nacht?

An welche Menschen denken Sie beim Bild der Nacht?

Zünden Sie jetzt für diese Menschen und auch für sich selber Ihre Kerze an.

Bild: Michael Tress

Lied: GL 749, 1 Das Licht einer Kerze

Kyrie:

Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt. Herr, erbarme dich!

Du hast den Menschen, die dir begegnet sind, Licht in ihr Leben gebracht. Christus, erbarme dich!

Auch wir brauchen dein Licht so dringend in unserer Welt, in unserem Leben. Herr, erbarme dich!

Tagesgebet

Gott, du hast der Dunkelheit der Welt von Anfang an das Licht entgegengesetzt. Auch in den Dunkelheiten menschlichen Lebens war dein Licht erfahrbar. Vor allem dein Sohn Jesus Christus war dein Licht für die Welt. Dir vertrauen wir jetzt unsere Dunkelheiten an durch ihn, Jesus Christus, unseren lieben Freund und Bruder. Amen

Einleitung zur 1. Lesung: Jes 2, 1–5

Der erste Teil des Buches Jesaja ist vor dem Babylonischen Exil geschrieben worden als Warnung vor den Assyrern. Aber aus Zeiten nach dem Exil sind auch Botschaften eingeflossen, die Rettung versprechen, wenn man sich an der Weisung und dem Wort Gottes orientiert, wie es die Verfasser des „Deuteronomistischen Geschichtswerks“ zur Zeit des 2. Tempels aufgeschrieben haben.

Das Wort, das Jesája, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat. Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg des Hauses des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Nationen. Viele Völker gehen und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er unterweise uns in seinen Wegen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn vom Zion zieht Weisung aus und das Wort des Herrn von Jerusalem. Er wird Recht schaffen zwischen den Nationen und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg. Haus Jakob, auf, wir wollen gehen im Licht des Herrn.

Einleitung zur 2. Lesung: Röm 13, 11–14a

Paulus lebt noch in der Erwartung, dass Jesus bald wiederkommen wird in Macht und Herrlichkeit. Unter dieser Perspektive ruft er zu einem Leben auf, das sich am Beispiel Jesu orientiert.

Das tut im Wissen um die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht! Vielmehr zieht den Herrn Jesus Christus an.

Einleitung zum Evangelium: Mt 24, 37–44

Kurz vor seiner Passion lässt Matthäus Jesus die Menschen zur Wachsamkeit aufrufen. Aber anders als Markus (der noch sehr viel stärker mit dem baldigen Kommen Jesu rechnete) ruft Matthäus seine Leser dazu auf, ihre Wachsamkeit (im griechischen Wort schwingt auch die „Munterkeit“ mit) in die Tat umzusetzen und aktiv zu werden in einem Lebensstil, der von Gerechtigkeit und Solidarität geprägt ist – gipfelnd in Mt 25, 31-46.

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Gedanken:

Was würden Sie tun, wie würden Sie Ihr Leben gestalten, wenn Sie wüssten, dass es bald vorbei sein wird?

Vor diese Frage sahen sich die Menschen, von denen die Bibeltexte heute sprechen, gestellt.

Die biblischen Autoren rufen dazu auf, sich Gott zuzuwenden. Sie regen an, sich am göttlichen Handeln zu orientieren. Kämpfe und Kriege zu beenden, Gerechtigkeit zu üben, Heilendes zu wirken. So wie etwa Jesus mit seinen Beispielen: den Hungrigen zu essen geben; die Fremden aufnehmen; die Nackten zu bekleiden; die Kranken und die Gefangenen besuchen.

Der Advent ist für viele eine schöne Zeit. Manche haben schon lange einen Adventskranz im Zimmer, einige sogar schon einen Christbaum. Lichterketten leuchten, Sterne sind an den Fenstern. Manchmal gibt es am Abend eine besinnliche Zeit, etwa mit dem Adventskalender. Das alles ist schön und wärmt das Herz und die Seele.

Und doch ist es weit weg von der biblischen Botschaft. Die Heilige Schrift macht die Augen nicht zu – sondern ganz weit auf – für das Leben der Menschen. Besonders für die im Dunkel, auf der Schattenseite des Lebens. Stört damit Idylle. Ja mei!

Schauen wir es uns mal von der anderen Seite an. Von der Seite der Kranken, der Einsamen, der Gefangenen (auch denen, die in sich selbst gefangen sind, in ihren Prägungen, in ihren Lebensumständen etc.), der Opfer, der Abgehängten etc.

Was könnte Advent für sie bedeuten?

Die Hungrigen finden eine Tafel. Die Kranken und Einsamen werden besucht. Auch die Gefangenen. Man sieht nicht nur die Täter, die Opfer geraten in den Blick: in den Blick des Mitgefühls, des Trostes, der Solidarität.

Diese Beispiele Jesu lassen sich mit Blick auf unsere Welt und auf unsere Gesellschaft beliebig erweitern. Wir müssen „nur“ die Augen aufmachen.

Wach sein. Wachsam sein. Christ sein.

Christsein zeigt sich nicht in markigen Worten, in Machtgebaren, in Jubelgottesdiensten, in inniger Besinnlichkeit.

Christsein zeigt sich gegenüber dem Nächsten und dem Fernsten.

Christsein zeigt sich in den wachen Augen, dem offenen Herzen, den helfenden Händen, dem verstehenden Ohr, dem sprechenden Mund.

Christsein zeigt sich auch im Beten für…. Das zumindest können wir immer tun.

Lied: 221 Kündet allen in der Not

Fürbitten:

Christsein zeigt sich (auch) im Beten für andere. Das wollen wir jetzt tun und rufen zu unserem Gott:

  • Tröste alle, die Opfer geworden sind: Opfer von Gewalt, Opfer von Prägungen, Opfer von Nachlässigkeiten oder Opfer von Überforderungen.
  • Schau auf die, die in ihrem Leben oft übersehen werden, deren Anstrengung nicht gewürdigt wird, die in den Augen anderer keine Bedeutung zu haben scheinen.
  • Zeig dich mit deiner Liebe all denen, die daran zweifeln, von anderen geliebt zu werden; die sich unglaublich anstrengen für ein Lächeln oder einen Herzensblick; die bedürftig sind nach Verständnis und Angenommensein.
  • Besuche die Kranken in der Gestalt freundlicher und geduldiger Menschen und unterstütze sie in ihrer Heilung oder darin, ihre Krankheit annehmen zu können.
  • Begleite die Sterbenden mit einer versöhnlichen und barmherzigen Geste auf ihrem Weg in deine himmlische Nähe.

Guter Gott, wir freuen uns darauf, dass du in unsere Welt kommst. Wir haben deine Gegenwart so bitter nötig. Zeige dich immer wieder in unserem Leben, darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren lieben Freund und Bruder. Amen

Andacht: (Katholisches Gesang- und Gebetbuch der deutschsprachigen Schweiz Nr. 328, 4; gekürzt)

Jemand muss zu Hause sein, Herr, wenn du kommst. Jemand muss nach dir Ausschau halten, Tag und Nacht.

Wir sind nicht immer zu Hause, Herr, uns selbst fremd, einander fremd, irren wir in der Fremde umher.

Jemand muss wachen, unten an der Brücke, um deine Ankunft zu melden, Herr. Du kommst ja doch in der Nacht wie ein Dieb.

In der Nacht kommst du, in der Dunkelheit; wo man nichts sieht, sagst du, im Dunkel des Glaubens also, wo die Hoffnung, wo die Liebe zum Leuchten kommen. Über die Brücke der Sehnsucht kommst du zu uns. Das steht fest.

Wachen ist unser Dienst, wachen. Auch für die Welt.

Gebet:

Guter Gott, du kommst in unsere Welt. Oft unbemerkt, oft übersehen, oft im Vorübergehen. Öffne unsere Herzen für deine Präsenz in den kleinen, alltäglichen Begegnungen. Lass uns dich erkennen im freundlichen Blick des anderen, im Lächeln der Frau, die an uns vorbeigeht, in der Fröhlichkeit eines Kindes, in den Schmerzen der Kranken, in der Einsamkeit des alten Menschen. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen

Segen:

Guter Gott, segne mich und alle Menschen dieser Welt und schenke uns allen dein Heil – du, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

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Gotteslob: Katholisches Gebet- und Gesangbuch; Ausgabe für die Erzdiözese München und Freising; Herausgegeben von den (Erz-)Bischöfen Deutschlands und Österreichs und dem Bischof von Bozen-Brixen.

Katholisches Gesangbuch, Gesang- und Gebetbuch der deutschsprachigen Schweiz, herausgegeben im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz, Zug 1998

Biblische Texte zitiert nach: https://schott.erzabtei-beuron.de

Gottesdienst zum 34. Sonntag im Jahreskreis am 23. November 2025 (Christkönig)

+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen

Lied: GL 357 Gelobt seist du

Einleitende Gedanken:

Heute ist der Christkönigssonntag. Der Titel ist zwar ziemlich aus unserer Zeit gefallen, aber manche wären doch gerne „König“. Weil sie das mit Macht verbinden und zwar unumschränkt und unkontrolliert.

Im ersten Samuelbuch (1 Sam 8) warnt Gott die Israeliten vor solch einem König. Sie sehen ja, wie es bei den umliegenden Völkern zugeht, dass das nicht zum Wohle des einfachen Volkes ist.

Im Evangelium begegnet uns ein ganz anderer König: der Gekreuzigte. Ein ohnmächtiger König, ein hilfloser, ausgelieferter König.

Und dennoch war schon die junge Kirche immer auf Macht und Herrlichkeit aus. Nicht nur im „Königreich (griechisch: basileia) Gottes“, sondern schon im Hier und Jetzt. Und sie ist es bis heute.

So kann der heutige Sonntag einen Anlass bieten, zu überlegen, worin wirkliche Christusnachfolge besteht.

Kyrie:

Herr Jesus Christus, dein Blick galt denen, die keine gesellschaftliche Bedeutung haben. Herr, erbarme dich!

Du bist auf der Seite der Sünder und der Ausgeschlossenen gestanden. Christus, erbarme dich!

Dein Herz hat für die Schwachen und Kranken geschlagen. Herr, erbarme dich!

Tagesgebet (Zur Auswahl Nr. 24, leicht verändert)

Barmherziger Gott, du bietest jedem Menschen deine Gnade an. Auch uns …, obwohl du weißt, wie wir sind: sündige Menschen, … Menschen mit schwachem Glauben. Rede uns nun zu Herzen. Tröste, ermahne und ermutige uns. Heilige uns in deiner Gnade. Darum bitten wird dich durch Jesus Christus, unseren lieben Freund und Bruder. Amen

Einleitung zur 1. Lesung: 2 Sam 5, 1–3

Die Samuelbücher sind Teil des sog. „Deuteronomistischen Geschichtswerks“. Dieses ist im oder kurz nach dem Exil in Babylon entstanden und dient dazu, den Israeliten ihre Identität zu sichern mit dem Blick auf ihre Geschichte. Diese Geschichte begann als Zusammenschluss und Sesshaftwerdung mehrerer nomadischer Stämme zur Zeit der Landnahme und des anschließenden Königtums mit Saul und der davidischen Dynastie.

In jenen Tagen kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sagten: Wir sind doch dein Fleisch und Bein. Schon früher, als noch Saul unser König war, bist du es gewesen, der Israel hinaus und wieder nach Hause geführt hat. Der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein, du sollst Israels Fürst werden. Alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron; der König David schloss mit ihnen in Hebron einen Vertrag vor dem Herrn und sie salbten David zum König von Israel.

Einleitung zur 2. Lesung: Kol 1, 12–20

Die folgende Lesung ist voller Zusagen. Wir sind fähig, Anteil zu haben am Los der Heiligen. Wir sind jetzt schon aufgenommen in das Reich. Wir haben jetzt schon die Erlösung.

Lassen Sie diese Worte auf sich wirken. Was löst das bei Ihnen aus?

Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.

Einleitung zum Evangelium: Lk 23, 35b–43

Am Ende des Kirchenjahres wird unser Blick gelenkt auf den Gekreuzigten. Ein furchtbares Bild, in dem wir auch viele Gewaltopfer unserer Tage erkennen können.

Aber der Blick wird geweitet auf das Paradies. Das Leben bei Gott, das unverlierbare Leben. Dieses Leben bekommt auch der Verbrecher, der neben Jesus am Kreuz hängt und wie Jesus stirbt.

In jener Zeit verlachten die führenden Männer des Volkes Jesus und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.  

Gedanken:

In unserem Evangelium gibt es einen Gedanken, der besonders betont wird, weil er gleich dreimal auftaucht. Jesus soll sich selber retten. Er, der am Kreuz hängt und gerade stirbt.

Die Menschen um ihn herum stellen einen unerfüllbaren Anspruch. Einen überfordernden Anspruch. Einen unmenschlichen Anspruch.

Und die, die unter dem Kreuz stehen, verbinden diesen Anspruch mit hohen Erwartungen: zeig dich als Christus, als Erwählter Gottes, als König der Juden.

Jesus aber entspricht nicht ihren Erwartungen, entzieht sich ihren Ansprüchen. Tut nicht, was sie von ihm ersehnen. Er tut: nichts!

Auch an uns Menschen werden Ansprüche gestellt. Von außen – etwa in der Form:

„Du bist mein Retter!“ – „Du kannst, du musst mich befreien aus meiner Not!“ – „Du bist der Einzige, der mir helfen kann!“ – „Ohne dich bin ich verloren!“

Oder von innen: „Ich muss andre retten!“ – „Ich muss immer und überall helfen!“ – „Wenn nicht ich das mache, macht es keiner“ – „Ohne mich schafft der andere das nie!“

Auch die Kirche, unser Glaube, stellt solche Ansprüche. Ansprüche an ein Leben in Heiligkeit und Vollkommenheit. Damit wir am Ende dieses Lebens in den Himmel kommen – in das Reich Gottes, die Königsherrschaft Gottes.

Das ist anstrengend! Das ist überfordernd! Das ist unmenschlich!

Menschlich ist es, Fehler zu machen; menschlich ist es, auch mit viel Anstrengung nicht zu genügen; menschlich ist es, dass vieles misslingt.

Göttlich ist es, dass Gott uns ein Leben bei ihm zusagt als Geschenk. Nicht als Lohn für eine erbrachte Leistung.

Göttlich ist, dass diese ganze Anstrengung für Gott bestimmt gar nicht wichtig ist. Weil er Erbarmen hat mit unseren ach so verzweifelten Bemühungen, mit denen wir doch oft genug hinter den eigenen und fremden Ansprüchen zurückbleiben. Weil er am Ende doch sagt: „Jetzt ist es gut!“

Mit einer solchen Aussicht kann ich (vielleicht kann ich!) meine eigene Begrenztheit besser annehmen. Meine Begrenztheit, die mir hilft, mich zu hohen Ansprüchen von außen und von innen zu widersetzen und das – und nur das – zu tun, was mir möglich ist.

Lied: GL 450 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Fürbitten:

Jesus Christus, am Kreuz gestorben und zum Vater heimgekehrt. Wir bitten dich:

  • Erbarme dich aller Opfer von Gewalt – sei es körperlicher, sei es psychischer oder sozialer Art.
  • Sei den Verlassenen und Einsamen nahe und lass sie die Freundlichkeit der Menschen um sie herum erfahren.
  • Gib den Kranken sehr viel Lebensenergie und Lebensmut und hilf ihnen, ihre Beeinträchtigung zu überwinden oder anzunehmen.
  • Erfülle alle, die sich um Menschen in ihrer Umgebung kümmern, mit sehr viel Liebe und Kreativität und Geduld.
  • Begleite die Sterbenden mit all deiner Güte und Barmherzigkeit in deine göttliche Nähe.

Jesus Christus, mit deinem Leben hast du uns eine Ahnung gegeben, wie es sein wird, ganz bei Gott zu sein: unendliches Erbarmen, grenzenlose Liebe, Verbundenheit mit allen. Für diese Verheißung an uns sagen wir dir „Danke“ – heute und alle Tage unseres Lebens. Amen

Andacht: (Katholisches Gesang- und Gebetbuch der deutschsprachigen Schweiz Nr. 224, leicht verändert)

Jesus Christus, du weißt, was es heißt, ein Mensch zu sein. Du bist der Bruder aller Menschen, denn du wurdest in unsere Welt hineingeboren.

            Jesus, unser Bruder, wir danken dir.

Du glaubst an das Gute im Menschen und begegnest uns mit wohlwollendem Vertrauen. Du gibst uns das Gefühl: da ist einer, der offen ist für mich, der auf mich zugeht, der mich versteht und mir zur Begegnung mit mir selbst verhilft, zur Begegnung mit anderen und zur Begegnung mit Gott.

            Jesus, unser Bruder, mach uns offen für uns selbst und für andere.

Menschen, die deine heilende Kraft erfahren haben, sagen: „So etwas haben wir noch nie gesehen.“ Leute, die dir zuhören, bekennen: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen.“

            Jesus, heile uns durch dein Wort.

Jesus, du hast Frauen befreit aus Schweigen und Unterdrückung und ihnen den Glauben an ihre Würde gegeben. In Simons Haus lässt du dich von einer Sünderin salben und beteuerst vor deinem Gastgeber: Viele Sünden sind ihr vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat.

            Jesus, wir danken dir, dass du den Verachteten ihre Würde wieder gibst.

Jesus Christus, unser Bruder und Herr. Du bist das menschgewordene Wort Gottes. In dir macht Gott seine Liebe mitten unter uns sichtbar. Du stehst auf der Seite der Armen und Kranken, der Ausgestoßenen und Sünder. Öffne uns Augen und Ohren, damit wir erkennen, dass du bei uns bist. Amen

Vaterunser

Lied: GL 453 Bewahre uns Gott

Gebet: (Lass dich beflügeln; Gebete zur Begleitung von Menschen; Diakonie, Stuttgart 2011 S. 30)

Ich bin so oft versucht zu verzweifeln, weil ich allen Ansprüchen genügen will; denjenigen, die an mich herangetragen werden und vor allem denjenigen, die ich an mich selber stelle. Ich weiß nicht, was schwerer wiegt: andere zu enttäuschen oder mich selbst. Schenke mir Vertrauen in deine Zusage, dass ich nicht bin, was ich leiste, sondern frei, das Ziel auch mal zu verfehlen. Amen

Segen:

Guter Gott, segne mich und alle Menschen dieser Welt und schenke uns allen dein Heil – du, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

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