Lebensprogramme

Durch ein Buch angeregt habe ich das Thema „Lebensprogramm“ wieder entdeckt. Es war mir schon in so vielen Gesprächen begegnet – und begegnet mir immer noch. Seltener in der optimistischen Form, dass alles irgendwie sich zum Guten wendet. Meistens in der Gestalt, dass jemand sein Leben unter einem bedrückenden Aspekt sieht: „Ich komme immer zu kurz.“ – „Ich werde immer verlassen.“ – „Ich stehe immer auf der Verliererseite.“ …

Wenn mir früher solche Menschen begenet sind, habe ich oft versucht, ihnen etwas Lebensfreundliches zu vermitteln. Habe mich auf die Suche gemacht nach etwas Schönem in ihrem Leben: verlässliche Beziehungen, frohe Erlebnisse, Erfolge … Die Ergebnisse waren ernüchternd. Immer gab es ein „Aber“. Immer gab es einen Einwand, immer gab es einen Vorbehalt. Veränderung schien unmöglich, so sehr ich mich auch abgemüht hatte: es war nie passend. Vielleicht kennen Sie ja auch solche Menschen aus Ihrem Bekanntenkreis, dem Seniorenclub, der Nachbarschaft…..

Jetzt bin ich auf den Gedanken gekommen, dass Menschen mit einer derartigen Prägung und Einstellung sich in diesem Erleben heimisch und beheimatet fühlen könnten. Vielleicht gibt ihnen dieses Erleben eine Art Sicherheit. Vielleicht geben ihnen diese Erfahrungen auch ein Stück Identität.

Ich weiß das alles natürlich nicht. Es würde mir aber erklären, warum sich diese Menschen so sehr gegen eine Veränderung wehren. Denn dann bräche ja unter Umständen ihr Selbstbild (zumindest in Teilen) zusammen.

Für mich als Gegenüber bedeutet das aber eine andere Umgehensweise. Ich muss mich nicht mehr wie bisher anstrengen. Vielmehr könnte es hilfreich sein, dieses schwere Leben des/ der anderen zu würdigen und die Kraft, die nötig war und ist, dieses Leben bis zum jetzigen Zeitpunkt zu führen.

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