Im Laufe des letzten Monats hatte ich zwei Gespräche, die mir noch nachgehen. Einmal mit einem jungen Mann, halb so alt wie ich. Und dann mit einem Mann, der ein gutes Stück älter war als ich.
Der junge Mann hat mich mit dem konfrontiert, was für unsere Generation wichtig war – und wo es Versäumnisse gab, mit denen seine Generation jetzt leben und zurecht kommen muss. Der ältere Herr hat erzählt, unter welchen Bedingungen er gelebt hat und was für ihn im Laufe seines Lebens wichtig war und wie sich das auch verändert hat. Das war sozusagen das Erbe meiner Generation.
Ich habe mich gefragt, wie sich die Werte, für die Menschen einstehen, im Laufe eines Lebens verändern. Etwas, wofür ich in jungen Jahren eingetreten bin und gekämpft habe, sind jetzt in den Hintergrund getreten. Ich habe mich teilweise sehr geändert. Was ist gleich geblieben? Bin ich noch derselbe, der ich mal war? Was macht meine Persönlichkeit aus? Welcher Mensch ist gemeint, wenn mein Name fällt?
Schon früher habe ich mich dagegen gewehrt, wenn jemand gesagt hat: „Das ist nicht mehr mein Vater!“ Bloß weil er dement geworden ist. Doch, es ist der Vater – nur mit einer Erkrankung. Der Kern seines Wesens ist ja immer noch da. Seine Geschichte ist in ihm präsent. Sein ganzes Leben ist ja da. Mit allen Prägungen, mit allem Schönen, mit allem Schweren. Auch wenn er oder sie das alles vergisst, ist es immer noch dieser unverwechselbare, individuelle Mensch.
Fühlend und fühlbar, körperlich und seelisch, traurig und froh, mit Ängsten und Hoffnungen, hoffentlich auch in freundlichen und zugewandten Beziehungen.