Monthly Archives: November 2025

Impuls zum 1. Advent 2025

„Alles beginnt mit der Sehnsucht.“ So sagt es die Dichterin Nelly Sachs.

Auch meine Adventsimpulse möchte ich mit diesem Wort beginnen: „Alles beginnt mit der Sehnsucht.“

Was ersehnen Sie? Wen ersehnen Sie?

Welches Gefühl verbinden Sie mit der Sehnsucht? Was empfinden Sie, wenn Sie etwas oder jemanden ersehnen?

Wenn wir etwas ersehnen – oder auch jemanden – spüren wir deutlich das Fehlen. Das, was wir ersehnen, ist gerade nicht da. Das ist schon in der mittelhochdeutschen Sprachwurzel „senen“ sichtbar. Sie bedeutet laut Duden: „sich härmen, liebend verlangen“. Sich härmen bedeutet: ich habe eine trübe Stimmung, einen Kummer, eine innere Qual. Der/die/ das Ersehnte ist weit weg, ist im Moment nicht zur Verfügung, ist unerreichbar. Auch wenn ich das Ersehnte noch so sehr benötige: es ist nicht verfügbar, meiner Wirkmächtigkeit entzogen. Der/ die/ das Ersehnte verweist mich auf meine Bedürftigkeit, auf meinen Kummer, auf meine Not.

Diese Bedürftigkeit kann etwas sehr Konkretes sein: eine Person, etwas Materielles, die Gesundung von einer Krankheit …

Die Bedürftigkeit kann auch etwas ganz Großes sein: Frieden in der Welt, Gerechtigkeit für alle, Solidarität der Starken mit den Schwachen ….

Wenn die Sehnsucht erfüllt ist (wann auch immer), dann ist es besser als vorher. Die Sehnsucht richtet sich immer auf ein „Mehr an Leben“ – sei es, dass der geliebte Mensch da ist; sei es, dass ich wieder gesund bin; sei es, dass es Frieden gibt und Gerechtigkeit …

Wie wäre es, wenn Ihre ganz persönliche Sehnsucht – sei sie nun groß oder klein – erfüllt wäre? Wenn Ihre Sehnsucht gestillt wäre? Wie fühlte sich das an?

Vielleicht weist das Wort still“ auf dieses Gefühl hin? Vielleicht würde es dann still, ruhig, in Ihrem Herzen, in Ihrem Leben?

In der Bibel ist oft von Sehnsucht die Rede. Die Juden in Ägypten oder Babylon ersehnen Freiheit und Selbstbestimmung. Die Kranken ersehnen Gesundung. Die Ausgegrenzten ersehnen Integration. Die Sünder ersehnen Vergebung. Und wenn es ganz schlimm ist, unüberschaubar schlimm, ersehnt man das Erscheinen Gottes, ersehnt man ein prophetisches Wort Gottes, ersehnt man das Kommen des Messias. Weil man spürt, dass die aktuellen Verhältnisse mehr brauchen als menschliches Handeln vermögen. So ersehnt man damals und auch heute (vielleicht auch heute) das Auftreten eines Retters. Wenn es tragisch läuft, entdeckt man ihn in einem (auch sehr begrenzten) Menschen. Oder jemand sieht sich selber als Messias – und will doch nur Macht und Einfluss.

Der Advent ist eine Sehnsuchtszeit. Im Advent ersehnen wir Jesus, in dem wir den Messias Gottes erkennen. Was unterscheidet ihn von anderen, die sich als „gottgesandt“ gerieren? Welche Defizite unseres je eigenen und auch des gesellschaftlichen Lebens soll Jesus, soll Gott, stillen?

Wenn Sehnsucht erfüllt ist (und das feiern wir erst an Weihnachten), dann wird es von der Sehnsucht her gesehen still. Dann ist „staade Zeit“. Das ist das Weihnachtsgeschenk Gottes an uns Menschen.

Und gleichzeitig beginnt die Zeit, an dem wir daran mitwirken können und sollen, die Sehnsucht der Menschen, auch die eigene, zu stillen (soweit es in unserer Wirkmächtigkeit liegt).

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Bibel und Leben im Gespräch – November 2025

Die Seniorenseelsorgerin Marianne Kaltner bietet wieder einen Vormittag in Rahmen ihrer Reihe „Bibel und Leben in Gespräch“ an. Diesmal geht es um Engel. In ihnen tritt uns Gott selbst entgegen. Die Bibel im Ersten (Alten) und Zweiten (Neuen) Testament erzählt immer wieder von Begegnungen mit Engeln.

Der Vormittag macht sich auf die Suche nach einer göttlichen Botschaft auch für uns heute. Er findet statt am Mittwoch, den 26. November von 9 bis 11 Uhr im Kloster Zangberg. Marianne Kaltner bittet um eine Anmeldung bis zum kommenden Dienstag. Die Kontaktdaten finden Sie unten in Flyer.

Flyer: Marianne Kaltner

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Aktuelle Sterbehilfediskussion

Aus Anlass des assistierten Suizids der Kessler-Zwillinge wird in den Medien und der Öffentlichkeit wieder über diese Möglichkeit diskutiert, seinem Leben ein selbstbestimmtes Ende zu setzen. Darüber, was die beiden Frauen zu diesem Schritt bewogen hat, kann und will ich mich nicht äußern, auch nicht mit Spekulationen.

Ich möchte aber in die überwiegende Diskussion um Selbstbestimmung und eine hinterfragbare Vorstellung von einem „lebenswerten Leben“ einen Aspekt einbringen, den ich auch schon früher artikuliert habe: das begleitete Sterben.

Menschen haben Angst vor dem Sterben. Das ist natürlich. Menschen haben Angst vor Schmerzen und auch das ist natürlich. Menschen haben Angst davor, im Sterbeprozess alleine zu sein. Auch diese Angst teile und verstehe ich. Auch ich möchte gerne angst- und schmerzfrei sterben und im Beisein der Menschen, die ich liebe.

Die Medizin, namentlich die Palliativmedizin, hat für diesen Wunsch die entsprechenden Möglichkeiten. Dr. Dworzak hat mir Mal gesagt, dass keiner Schmerzen haben muss oder Ängste. Es Hospizbegleiter, etwa durch den Anna-Hospiz-Verein. Und für die allermeisten Menschen hoffentlich darüber hinaus auch Familienangehörige und Freunde für diesen letzten Weg im Leben.

Das wäre für mich eine sehr viel attraktivere Lösung, mein Leben in Würde (zu der für mich auch die Krankheit und eben auch das Sterben gehören) zu Ende zu bringen.

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Idee für Seniorenkreise zur Erinnerungsarbeit

Heute war ich in Hamburg in einem Kindermuseum. Für mich überraschend gab es da auch einen Raum aus „Urgroßmutters Zeiten“. Darin gab es eine Waschküche, ein Wohnzimmer und eine Küche.

Foto: Michael Tress

Es gab in einem Regal auch verschiedene Bücher, die schon sehr alt waren. Eines aus dem Jahr 1959 hieß: „Vergessene Haushaltstechniken“ von John Seymour. Hier eine Seite über das Wäschewaschen:

Foto: Michael Tress

Ich möchte das für eine Anregung für die Seniorenkreise nutzen. Vielleicht haben Senior*innen daheim noch solche alten Gegenstände auf dem Speicher oder im Gebrauch wie diese Uhr:

Foto: Michael Tress

Dann könnte an Hand dieser Gegenstände eine Erinnerungstour starten in die Kindheit hinein. Und bestimmt werden dann auch Geschichten erzählt, die sich mit ihnen verbinden. Wenn dann die eine Seniorin erzählt, kommen bei den anderen Senior*innen ebenfalls Erinnerungen hoch, die erzählt werden. So kommt eine „Erinnerungsexplosion“ in Gang, wie es Adelheid Widmann, die Leiterin der Seniorenseelsorge im Erzbistum München und Freising mal gesagt hat.

Ich wünsche jedenfalls allen sehr viel Freude damit!

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Hirschhausen und das große Vergessen

Gestern Abend lief in der ARD der erste Teil einer sehr sehenswerten Dokumentation. Eckart von Hirschhausen interviewt sowohl Menschen, die an Demenz erkrankt sind wie auch ihre Angehörigen. Auch Mediziner und Pflegende kommen zu Wort. So gibt es sehr komprimierte Informationen, etwa über die 14 Risikofaktoren (etwa Fettleibigkeit, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, geringe Bildung etc.) Wichtig zur Regeneration des Hirns ist guter Schlaf und Fasten.

immer wieder (aber leider zu wenig benannt) sind soziale Kontakte. Die muss man sich in früheren Jahren erwerben und pflegen.

Deutlich wird im gesamten Film, dass man auch mit Demenz ein zufriedenes Leben führen kann.

Zum Schluss noch ein Zitat, das zeigt, wie wichtig freundliche Beziehungen und die Gefühle sind:

Das Herz wird nicht dement!

Wer die Sendung nachschauen will, findet sie in der ARD-Mediathek. Hier der Link dazu:

https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtZDQxYWQzYzAtMDI3NS00NGI4LThlM2EtNjg4ZGVmODMzNTFk

Es gibt übrigens einen zweiten Teil. Der wird am kommenden Sonntag um 13:15 Uhr ausgestrahlt.

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