Impuls zum 2. Advent 2025

Hoffen

„Was ist der tiefste Grund Ihrer Hoffnung?“ – so wurde ich mal gefragt. Das ist keine leichte Frage. Zunächst gilt es zu fragen: Worauf hoffe ich? Ist das dasselbe wie die Antworten auf die Frage nach dem Ziel der Sehnsucht? Ich hoffe auf schönes Wetter im Urlaub. Ich hoffe auf eine gute Ankunft. Ich hoffe, dass die Impfung nicht weh tut und keine schlimmen Nebenwirkungen hat…. Da würde man wohl nicht das Wort „ersehnen“ verwenden.

Das Wort „hoffen“ kommt vom mittelhochdeutschen Wort „hopen“ – und das bedeutet „hüpfen“. Es klingt eine gewisse Unruhe an, etwas Zappeliges. Wo bei der Sehnsucht eher etwas Gedämpftes, Kummervolles, Bedrücktes zu spüren war, wirkt die Hoffnung lebendiger aktiver. Aber immer noch nicht so, als ob wir selber viel tun könnten, dass sich die Hoffnung erfüllt.

Neulich gab es eine Untersuchung, warum in den Geschäften immer früher Advents- und Weihnachtsartikel angeboten werden. Neben dem offensichtlichen Gewinnaspekt auf Seiten der Händler kommt das wohl auch einem Bedürfnis der Menschen entgegen. Gerade in unruhigen Zeiten (Corona, Wirtschaft, Kriegsangst etc.) erhoffen sich die Menschen Beruhigung – und zwar durch adventlich-weihnachtliche Rituale und Artikel. Und je früher das beginnt (mit dem Kauf von Lebkuchen bis hin zum Christbaum), desto größer (so diese Studie) die Hoffnung, dass diese Befriedung und Befriedigung auch eintreten.

Was ist, wenn diese Hoffnung enttäuscht wird? Noch grundsätzlicher gefragt: was ist, wenn es keine Hoffnung mehr gibt? Etwa bei einer schweren Erkrankung.

Was ist der Gegensatz zur Hoffnung? Hoffnungslosigkeit? Verzweiflung? Resignation? Ausweglosigkeit?

Worauf setzen Menschen ihre Hoffnung? Auf jemanden, der mehr vermag, der etwas tut, um sie aus ihrer bedrängten Lage zu befreien? Weil sie sich selber nicht in der Lage sehen (ob das stimmt, ist eine andere Frage!), etwas in ihrem Leben zu verändern.

Hoffnung ist auf Zukunft gerichtet. In der hebräischen Sprache gibt es mehrere Wörter für „Hoffnung“. Das eine betont mehr das Ausharren, das andere mehr das Gespannt sein, das dritte mehr das Stillhalten, das vierte mehr das Ausspähen, ein fünftes den Aspekt der Suche nach Geborgenheit.

Immer erwarten die Menschen der Bibel jedoch etwas Positives – und zwar von Gott. Wenn jemand etwas erhofft ohne Gott (etwa auf Grund seines Reichtums oder seiner Macht), dann ist das eine trügerische, falsche Hoffnung. Hoffnung hat in diesem Sinne durchaus etwas Passives an sich. Das Einzige, was eine solche Sicht der Hoffnung ermöglicht, ist das Bittgebet.

Im Neuen Testament entwickelt sich die Dreiheit von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ als christliche Tugenden. Sie ist begründet in der Erfahrung, dass Gott in Jesus wirksam war (Glaube), dass er sichtbar wird im Wirken der Menschen (Liebe) und dass er endgültig wieder kommen wird mit seinem Reich (Hoffnung).

Eine Welt, ein Leben ohne Hoffnung ist für mich nur schwer vorstellbar. Genauer: mir ein Leben ohne Hoffnung vorzustellen, ist für mich unerträglich. Ein Leben ohne Hoffnung wäre ein unerträgliches Leben. Es braucht immer eine Perspektive auf ein „Mehr an Leben“. Im 1. Petrusbrief (3, 15) heißt es: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch ein Wort fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ Vielleicht gibt es in der kommenden Woche einmal Gelegenheit für Sie, von Ihrer Hoffnung zu reden. Oder Sie fragen mal jemand anderen, worauf sie/ er hofft.

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