Missbrauchskonferenz in Rom – ein persönliches Fazit

Die Konferenz in Rom über den Missbrauch durch Kleriker ist nach vier Tagen zu Ende gegangen. Die Erwartungen waren von vorn herein nicht sehr hoch. Als Ziel wurde benannt, dass es nun ein weltweites Wissen bei den Bischöfen gibt um diese Gewalttaten. Das dürfte durch die Berichterstattung wohl erreicht sein, dass jeder nun weiß, dass es so etwas gibt – und nicht nur in einigen Ländern und durch einige einzelne Priester. Ob damit auch ein Bewusstsein verbunden ist für das eigene (Nicht-)Handeln, das Wegschauen, das Vertuschen? Da habe ich doch meine Zweifel. Diejenigen, die es bisher geleugnet haben, haben sich lediglich nicht mehr zu Wort gemeldet.

Enttäuschend empfand ich (und nicht nur ich), dass die Missbrauchsopfer, die ja gleichzeitig in Rom waren, nicht vor den Kardinälen sprechen konnten. Sie waren lediglich per Videobotschaft anwesend. Aber eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht ist etwas ganz anderes.

Von allen Beiträgen war in meinen Augen der bedeutendste der Vortrag von Kardinal Tagle, der sichtlich bewegt und erschüttert war von den unerträglichen Gewalttaten seitens der Kirche. Sicher – auch der Vortrag von Kardinal Marx über die Verwaltung und die Dokumentation von Vorwürfen und Vorgehensweise war wichtig – aber doch ein wenig „technisch“. Für mich (aber wohl nicht überall in der Kirche weltweit) selbstverständlich auch der Hinweis, mit den staatlichen Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren (natürlich schon auch mit Einwilligung der Opfer).

Von Anfang an wurde betont, dass diese Konferenz keine Beschlüsse fassen würde und auch nicht könne. Aber ich hätte mir doch eine sehr viel konkretere Perspektive gewünscht, vielleicht im Sinne einer Selbstverpflichtungserklärung oder eines Zeitplans für konkrete Maßnahmen oder wenigstens eine Folgeveranstaltung. Auch eine Verpflichtung, binnen eines Jahres dieses Thema in den nationalen Bischofskonferenzen zu behandeln und darüber zu berichten, wäre so ein Schritt gewesen. So befürchte ich, dass es wieder nur im Belieben einzelner Bischöfe bleibt, ob und wie gehandelt wird.

Und schließlich auch das Wichtigste: es muss ein Forum geben für die Opfer von Missbrauch und Gewalt in der Kirche, es muss auch unabhängige Ansprechpartner geben, bei denen Geschädigte ihr Leid benennen können und den Eindruck bekommen, gehört zu werden und dasss man ihnen glaubt.

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