Ich bin beschämt

Ein persönlicher Zwischenruf

Gestern wurde das Missbrauchsgutachten für unsere Erzdiözese veröffentlicht und vielfach kommentiert. Dem brauche ich nichts hinzufügen. Es ist beschämend, wie unsere Kirche mit den Opfern von Missbrauch und dieser ganzen Thematik umgegangen ist. (Ob die Vergangenheitsform stimmt? Es ist zu hoffen!)

Ich bin beschämt – nicht über das Gutachten. Sondern über das, was das Gutachten beschreibt. Über den systemischen Umgang mit den Menschen, den Täterschutz und die Geringschätzung derer, die direkt und auch indirekt davon betoffen sind. Damit meine ich in erster Linie die Opfer, deren Familien, deren Freunde. Damit meine ich auch die Pfarreien, damit meine ich auch die Einrichtungen, damit meine ich auch all die, die die Kirche als wichtige Stimme in der Gesellschaft betrachten, obwohl sie nicht zu unserer Kirche dazugehören.

Ich bin aber auch beschämt als ehemaliger Seelsorger, der sich gerne und mit Leidenschaft für unsere Kirche eingesetzt hat. Ich habe manchmal sehr bedrängende Gespräche geführt im Themenkreis von Gewalt durch kirchliche Menschen und wurde dabei von meinen Gesprächspartnern als Vertreter eben jener Täterkirche wahrgenommen.

Diese Täterkirche beschämt durch den Missbrauch und den systemischen Umgang durch Verschleierung, Nichtverfolgung und Täter-/ Kirchenschutz auch all die Seelsorger, die sich bemüht haben und bemühen, den Menschen eine lebensnahe, ermutigende und frohe Lebensperspektive zu eröffnen. Und solche Seelsorger gibt es ja Gott sei Dank eine ganze Reihe. Sie alle stehen jetzt vor diesem Guachten, vor diesen Vorgängen, vor diesen Menschen. Es wird schwer werden, glaubwürdig zu sein – als Einzelne und als Vertreter dieser Kirche.

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