Für die diesjährigen Impulse zur Fastenzeit nehme ich einen Text zur Grundlage, der beim Propheten Jesaja im Kapitel 58, 6-8 steht:
Ist nicht das ein Fasten, wie ich es mir wünsche: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, Unterdrückte freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen? Bedeutet es nicht, dem Hungrigen dein Brot zu brechen; obdachlose Arme ins Haus aufzunehmen; wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deiner Verwandtschaft nicht zu entziehen? Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Heilung wird schnell gedeihen.
Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte: Das ist ein wunderbares Bild für das, was passiert: ein aufbrechendes Strahlen, etwas ganz Neues kündigt sich an. Allerdings für uns in der lichtdurchfluteten Welt wohl selten zu erleben, wenn aus tiefdunkler Nacht sich langsam und allmählich die Dämmerung ankündigt und es noch mal eine Zeit dauert, bis die Morgenröte erscheint und die ersten Sonnenstrahlen.Es ist also ein langsamer und allmählicher Prozess, keine Sekundenentwicklung.
Und was dann im Leben mit dem so handelnden Menschen geschieht: deine Heilung wird schnell gedeihen:
das, was ich tue, hat Auswirkungen auf mich selbst. Es wirkt heilend. Es heilt von einem egozentrischen, ichbezogenen Blick. Es heilt von der Isolation dessen, der nur sich selber sieht. Und: diese Heilung geschieht nicht irgendwann in einem ewigen Leben nach dem Tod, sondern sie passiert im Hier und Jetzt. Allerdings dauert es, bis die Heilung vollendet ist. Es ist ein langsamer, oft mühseliger Prozess. Aber so ist es inder Bibel ja oft, gerade bei den Heilungsgeschichten: sie sind verdichtet und müssen deshalb in ihrer zeitlichen Struktur in die Länge gezogen werden.
So ist der Jesajatext – obwohl aus dem Ersten Testament – ein wirklich österlicher Text.