In den letzten Tagen macht sich die Rede von der „neuen Normalität“ breit. Gemeint ist damit, dass wir uns mit den Gegebenheiten der Corona-Pandemie arrangieren müssen, etwa das Maskentragen, die Abstandsregelungen, die eingeschränkten Öffnungen von Geschäften, Kitas etc. Allerdings ist die „neue Normalität“ noch nicht normal und darum wird der Ruf nach einer alten Normalität immer lauter.
Das Alte ist vertraut – und deshalb (allein deshalb!) erscheint sie manchen auch besser zu sein. Darin spiegelt sich vielleicht auch viel Angst wieder: Angst vor dem Jobverlust, Angst vor einem wirtschaftlichen Niedergang, Angst vor der Einschränkung von Rechten. Viele dieser Ängste sind sicher berechtigt. Umgekehrt geht die Angst vor Infektion und Krankheit zurück oder wird auf „Risikogruppen“ begrenzt (und die damit auch vom gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt).
Die Rede von der „neuen Normalität“ spiegelt vielleicht auch eine Angst wieder: vor dem Unberechenbaren, vor dem Unvorhersehbaren, vor dem Unwägbaren eines Zustands, der eben nicht „normal“ ist, an den wir uns vielleicht auch erst noch gewöhnen müssen.
Veränderung ist angesagt! Nicht „zurück in die Zukunft“, sondern Neugestaltung unserer globalen Gesellschaft und Welt. neugestaltung unserer Beziehungen. Nicht mehr unter dem Primat der Wirtschaft und des Konkurrenzdenkens, sondern unter dem Aspekt der Verbundenheit und dem Wissen, dass wir alle zusammengehören. Corona macht vor keiner Grenze halt – weder den Grenzen der Länder und Kontinente, noch den Grenzen von arm und reich. Die Armen (Menschen und Länder) leiden jedoch viel mehr und benötigen die Solidarität der Wohlhabenderen.
„Neue Normalität“. So kommen mir auch die Jünger vor, die nach Ostern zunächst in ihren alten Alltag zurückgehen. Alles wieder „normal“ – als ob nichts gewesen wäre. Aber Gott/ Jesus ruft nicht in die neue Normalität, sondern in einen Aufbruch hinein. Neugestaltung ist angesagt. Das Bisherige verlassen (das Dorf, den Beruf, die Werte, den Glauben) und Neues wagen. Das braucht Mut. Das braucht einen Sprung ins Ungewisse hinein. Das braucht das Denken in neuen, unbekannten Kategorien.
Den Jüngerinnen und Jüngern ist das mit Hilfe des Heiligen Geistes gelungen.