Die katholische Kirche ist bei immer mehr Menschen am Rand ihres alltäglichen Lebens. Umgekehrt hat die Kirche die Lebenssituationen vieler Menschen nicht mehr im Blick. In einem Perspektivwechsel rückt die Kirche nun den Menschen in existenziellen Lebenslagen ins Zentrum, etwa bei Krankheit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit oder Lebenswenden etc. Bei einem Workshop mit dem Dekanatsrat Mühldorf habe ich mit den Teilnehmern den Blick gerichtet auf „die Freude und die Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen“, wie es schon das 2. Vatikanische Konzil formuliert hatte.
Um die zu erkennen, braucht es ein Hinschauen, ein Hinhören und Möglichkeiten, sich zu begegnen. Das beginnt am Gartenzaun und weitet sich auf Straßenfeste, beim Einkaufen, bei Vereinen oder auch im Friedhof beim Besuch der Gräber. Im aufmerksamen Gespräch erfährt man, was die Menschen bewegt, wo sie Nöte haben, wo sie Freude und Sinn erleben und welche Fähigkeiten und Erfahrungen sie haben.
Wir haben herausgefunden, dass das kann nicht nur der hauptamtliche Seelsorger tun kann. Vielmehr sind dazu alle Menschen befähigt. „Kirche“ bildet so ein Netzwerk vieler Begabungen, die allen zu Gute kommen. Seelsorge im professionellen Sinne bedeutet dann, „Räume zu schaffen, um zu experimentieren und Neues zu probieren“, wie Bernhard Spielmann sagt.
Solche Räume für neue Formate kirchlichen Handelns haben die Teilnehmer am Workshop in ihren jeweiligen Gemeinde in den Blick genommen und wollen das jetzt weiter konkretisieren.