Vor einigen Tagen ging eine Meldung durch die Presse, nach der etwa eine Million Menschen im Rentenalter arbeiten. Davon waren gut 200 000 sozialversicherungspflichtig und etwa 830 000 geringfügig beschäftigt, z. B. in Minijobs.
Fast 600 000 waren älter als 70 Jahre, 220 000 waren älter als 75 und 72 000 sogar älter als 80 Jahre. Die meisten arbeiteten in einem Büro oder als Putzkraft oder als Fahrer*innen.
Als Gründe für die Beschäftigung werden finanzielle Not, aber auch der Wunsch nach Weiterbeschäftigung sowohl vom Arbeitnehmer her als auch das Interesse des Arbeitgebers an der Expertise der Senior*innen genannt.
Dieser Befund hat für mich zwei wichtige Aspekte:
- Dass Menschen eine Rente haben, die zum Lebensunterhalt nicht ausreicht, ist in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland unerträglich. Und ich befürchte noch Schlimmeres, wenn sich die Entwicklungen in Cornoazeiten (einige wenige wurden unglaublich reich, viele andere haben ihren Job verloren und verarmen) fortsetzen und verstetigen.
- Senior*innen können und wollen auch im Alter noch arbeiten. Ihre Erfahrung in Beruf und Leben ist gefragt. Sie brauchen vielleicht andere Arbeitsbedingungen (Teilzeit, längere oder häufigere Pausen), dann wollen und können sie noch eine gute Zeit weiterarbeiten. Darauf hat ja auch die Studie des Bundeswirtschaftsministeriums vor ein paar Wochen hingewiesen (siehe mein damaliger Beitrag „Rente mit 68“ vom 11. Juni 2021).
Wir werden also sicher nicht darum herumkommen, das Thema „Altersarbeit“ und die Koppelung des Renteneintrittsalters an die veränderte Lebenserwartung und Demografie in der nächsten Legislaturperiode in Angriff zu nehmen. Da wünsche ich mir sehr viel Nüchternheit und Mut auf allen Seiten.