Gedanken zu Ostern (2)

Ein Gedicht von Marie Luise Kaschnitz mit dem Titel „Auferstehung“ beeindruckt mich durch die kleinen Beobachtungen, in denen sich völlig unvorbereitet und überraschend etwas von der Auferstehung zeigt – so wie sie uns im Alltag widerfahren kann: als Erfahrung, dass etwas in Ordnung kommt, dass ein Licht aufscheint, dass wir trotz aller Verletzlichkeit die Erfahrung von Geschütztsein machen können. Es lautet so:

Auferstehung
Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
mit unserer atmenden Hand
 
Nur das Gewohnte ist um uns
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
 
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
 
Und dennoch leicht
und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

 

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert