Nach Einschätzung des neuen Präsidenten der Deutschen Rentenversicherung Axel Reimann ist die Altersarmut z. Zt. noch „kein Massenphänomen“. So zitiert ihn die Süddeutsche Zeitung. Allerdings werden in Zukunft sowohl die Zahlen derjenigen Menschen steigen, die auf Grundsicherung angewiesen sind wie auch die Summe der Zahlungen. Schon in etwa zehn Jahren werden nach Einschätzung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes etwa 10% der Rentner auf staatliche Zuschüsse angewiesen sein. Grund dafür sind sowohl die geringen Einkommen als auch die Zeiten der Arbeitslosigkeit, die es mittlerweile in vielen Erwerbsbiografien gibt.
So wird es sicher für viele notwendig sein, nach dem Eintritt ins Rentenalter weiter berufstätig zu sein, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Auf diesem Hinterrund scheint mir die Diskussion um die Rente mit 63 eine Scheindebatte zu sein. Erstens trifft sie ja nur relativ wenige, die dazu berechtigt sind. Zweitens werden wir ja immer älter und sind auch im Schnitt in besserer körperlicher und geistiger Verfassung als frühere Generationen. Drittens fehlt es an jungen Menschen, die diese Renten finanzieren können (siehe die prekären Arbeitsverhältnisse der „Generation Praktikum“). Hier verfestigt sich das Problem der Altersarmut in die nächste und übernächste Generation hinein.
Es braucht bestimmt viele unterschiedliche Maßnahmen. Ein Element könnte evtl. die Aufhebung des starren Renteneintrittsalters sein, ein anderes, den Menschen fairen, gerechte Löhne zu bezahlen, von denen sie leben können (selbst wenn wir dann für unseren Lebensunterhalt mehr bezahlen müssten). Dann wird es schließlich auch eine Aufgabe für unsere Gemeinden (politisch wie kirchlich) sein, den von Altersarmut Betroffenen ein Leben in gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen – unabhängig von den Finanzen. Damit meine ich nicht nur ein Bereitstellen von Angeboten für Senioren, sondern auch Räume für die eigene Aktivität, für die Gestaltung unserer Lebensräume durch die Senioren selbst.