Im heutigen „Mühldorfer Anzeiger“ ist ein ganzseitiger Artikel unter dem Titel: „Sterbefasten – Freiheit zum Tod“ zu finden. Darin wird von Menschen berichtet, die ihrem eigenen Leben durch ein „Sterbefasten“ ein Ende setzen. Das bedeutet, dass sie keinerlei Nahrung oder Getränke mehr zu sich nehmen, bis sie sterben. Sie entscheiden sich bewusst für einen Sterbeprozess und damit auch dagegen, ein tödliches Medikament einzunehmen – etwa unter Mitwirkung von anderen. Zu unterscheiden sei das Sterbefasten von der bisher schon oft zu beobachtenden Einstellung der Nahrungsaufnahme im Sterbeprozess, wenn Hunger- und Durstgefühle automatisch nachlassen.
Heutigen Menschen scheint das Selbstbestimmungsrecht ein Wert von hoher und höchster Priorität zu sein. Selbst das Sterben und der Tod soll noch selber bestimmt werden können. Ich bin freilich ein Freund eines natürlichen Sterbeprozesses, der für mich zur Abrundung des Lebens dazu gehört. Ich meine auch, dass ein Leben in der Pflegebedürftigkeit einen Wert, einen Sinn und Würde haben kann. Darin will ich Martina Rosenberg in ihrem Interview massiv widersprechen. Gerade angesichts des Todes erkennen wir den Wert des Lebens, gerade die Begrenztheit zeigt uns, wie kostbar unser Leben ist und worauf es ankommt. Viele spüren: was trägt, das sind die Beziehungen. Deshalb wünschen sich viele, im Sterben begleitet zu sein (selbst wenn sie den Todeszeitpunkt dann wählen, wenn sie allein sind).
Wir Christen feiern in diesen Kartagen das Leben in seiner bittersten Erfahrung: der Gott- und der Menschenverlassenheit, die Jesus am Kreuz erfahren musste. So soll keiner sterben müssen: von Menschen und Gott verlassen. An Ostern jedoch feiern wir auch, dass das Leben und auch das Sterben immer von Gott umfangen ist. Das kann uns Mut, Hoffnung, Kraft geben, das Sterben der Menschen auszuhalten und mitzutragen.