Seit langer Zeit schon kommen viele Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland. Ein Teil von ihnen ist politisch verfolgt und flieht aus Kriegs- und Bürgerkriegsländern zu uns. Ein anderer Teil entflieht der Armut und der wirtschaftlichen Perspektivelosigkeit. Was die Menschen an Hab und Gut dabei haben, passt oft in einen Rucksack oder Koffer. Die Wege, die sie gehen, sind Hunderte von Kilometern lang, die Strapazen gerade für die Kinder sind groß. Ihre Zukunft liegt noch im Ungewissen, aber – so hoffen sie zumindest – sie wird besser sein als in ihrem Herkunftsland. Die Menschen, zu denen sie kommen werden, ihre Kultur und die Sprache, ihre Gewohnheiten und auch die Denkweise, sind fremd und halten manches „Fettnäpfchen“ bereit. Doch zu groß ist die Not daheim, um diese Unsicherheit nicht auf sich zu nehmen.
Ich erinnere mich gut an manche Erzählung alter Menschen im Pfarrverband Flossing über die Zeit am Ende und kurz nach dem 2. Weltkrieg. Auch damals kamen viele Menschen in unsere Gegend, mit wenig Gepäck, traumatischen Erlebnissen und sehr viel Hoffnung. Sie aufzunehmen und zu versorgen, war eine große Aufgabe. Aber die Flüchtlinge damals haben hier eine zweite Heimat gefunden und sich integriert. Dasselbe gilt für die „Gastarbeiter“ der 60-er Jahre, deren Enkel mittlerweile bei uns leben.
Sicher sind die heutigen Zeitumstände anders. Wir leben nicht mehr in einem vom Krieg zerstörten Land. Wir leben nicht mehr in einer Demokratie, die ihren Weg erst noch finden musste. Wir leben nicht mehr in einem Land, das von anderen mit Vorsicht und Argwohn betrachtet wird. Aber die Erfahrungen von damals sind ja in den Menschen noch präsent.
Es wäre doch mal interessant, wenn Flüchtlinge von damals als „Zeitzeugen“ (nun nicht mehr des Krieges, sondern der Vertreibung und der Flucht) in einem Kreis ihre Erfahrungen erzählen würden. Wenn erlebbar würde, womit die Menschen damals zu kämpfen hatten, welche Schwierigkeiten sie zu bestehen hatten und wer/ was ihnen damals geholfen hat.
So könnten wir Heutigen von der Haltung der Menschen damals lernen, von denen, die Heimatvertriebene und Flüchtlinge waren und von denen, die sie aufgenommen haben.