In der Karmeliterkirche in München ist in dieser Woche noch eine sehr bemerkenswerte Ausstellung zu sehen. Sie trägt den Titel: …weil du mich berührst“. Die Künstlerin Karolin Bräg hat in Zusammenarbeit mit Maria Kotulek, Fachreferentin für Demenz in der Seniorenseelsorge der Erzdiözese München und Freising Menschen interviewt und fotografiert.
„Alle fragen nach meiner demenzkranken Mutter. Niemand fragt, wie es mir eigentlich geht.„
so zitiert Maria Kotulek eine Angehörige, die sich um ihre Mutter kümmert. Die Aussage wirft ein Schlaglicht auf die Situation der Pflegenden, seien es Partner*innen, (Schwieger-)töchter, (Schwieger-)söhne oder andere nahestende Personen. Immerhin werden in Deutschland etwa 3/4 aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. Die Pflege erfordert ein unglaublich hohes Maß an Präsenz und bedeutet in ihrer physischen und psychischen Belastung einen unglaublichen Einschnitt in das eigene persönliche Leben.
Ich kann nicht weg – nie. Selbst wenn ich weg könnte, würde ich immer denken: „Wie geht´s ihm daheim?“
Die Ausstellung zeigt die Demenz also nicht nur in ihrer schönen Form, sondern auch wie die Beziehung leidet. Und dennoch ist die Beziehung das Zentrale, die für die Demenzkranken eminent wichtig ist. Berührung, Blickkontakt, Aushalten können. Was trägt und hält? Manchmal die Erinnerung, manchmal der Glaube, manchmal die Liebe und das Pflichtgefühl.
„Die Liebe zu meiner Frau, das hat sich durch die Krankheit nicht verändert. Im Gegenteil – sie braucht meine Liebe noch mehr als vorher.“
Zu diesen Texten hat Karolin Bräg immer Hände fotografiert. Sie zeigen die Beziehung von Demenzkrankem und Pflegendem. Offene Hände, haltende Hände, bergende Hände wie ein Dach, kleine, fast schüchterne Berührungen eines einzigen Fingers.
Der Text, der mich am meisten anspricht, heißt: “ Was bleibt von dem Erreichten, wenn es am Schluss auf eine einzige Berührung ankommt …?