Die Entwicklung der Pflege im Landkreis Mühldorf (nach dem Bericht der Bertelsmannstiftung)

Der Bericht der Bertelsmannstiftung untersucht, wie sich die Pflegesituation in der BRD, in den Ländern und in den Landkreisen bis zum Jahr 2030 entwickeln wird. Grundgelegt werden dabei drei Szenarien:

1) Es verändert sich gar nichts außer den demografischen Entwicklungen, d. h. der zunehmend alternden Bevölkerung.

2) Die Bereitschaft und die Möglichkeit der Pflege durch Angehörige sinkt (etwa durch deren Berufstätigkeit oder örtlichen Entfernung). Diese Entwicklung zeichnet sich schon in den letzten Jahren immer mehr ab, sodass dies wohl die  realistischste Annahme ist.

3) Die häusliche Pflege wird gestärkt, was aber wohl eher ein Wunschdenken ist.

Daraus ergibt sich eine Erhöhung der Angehörigenpflege von 740 / 490 / 950 Pflegebedürftige, im ambulanten Bereich gibt es 440 / 760 / 970 Pflegebedürftige und im stationären Bereich 820 / 760 / 80 Pflegebedürftige (jeweils nach den drei Szenarien geordnet).

Daraus ergibt sich ein erhöhter Bedarf bzw. eine Versorgungslücke von 10 / 10 / 20 Pflegekräften im ambulanten und 30 / 30 / 10 Pflegekräften   im stationären Bereich. Die Zahlen wirken wohl erst einmal gering. Zu beachten ist dabei aber, das es sich um sogenannte „Vollzeitäquivalente“ handelt. Das sind auf volle Stellen hochgerechnete Bedarfe. In Wirklichkeit sind aber viele Pflegekräfte nur ein Teilzeit angestellt, sodass mehr Menschen als Pflegekräfte gewonnen werden müssen, um den Bedarf auszugleichen.

Insgesamt – so meine eigene Einschätzung – wird es wohl in Zukunft verstärkt darauf ankommen, die Fürsorge für die Pflegebedürftigen als eine Aufgabe für die Gemeinde (kommunal und auch kirchlich) zu begreifen. Hier kann uns auf den Dörfern noch das seit Jahrhunderten gewachsene Bewusstsein einer Dorfgemeinschaft helfen, in den Städten wird das sehr viel schwerer sein. Kleinere, überschaubare Strukturen sind sicher hilfreich – etwa in den Seniorenclubs, in der Gottesdienstgemeinde, im Besuchsdienst, bei Vereinen. Hier fällt vielleicht zuerst auf, wenn jemand nicht mehr kommt. Auch die Versorgung im Alltag wird sicher eine eher nachbarschaftliche Aufgabe werden, wo einer den anderen unterstützt und so die Möglichkeit aufrecht erhält, daheim leben zu können. Professionelle Helfer erleichtern die Realisierung dieses Wunsches (die Liste mit dem Hilfenetzwerk kann bei mir angefordert werden), für die Angehörigen bleibt noch genügend selbst zu tun. Allerdings können und müssen wir sofort damit anfangen, solche kleinteiligen Strukturen auch unter dem Aspekt der späteren Hilfe zu betrachten und in dieser ihrer Bedeutung wertzuschätzen. Auch neue Ideen (etwa die Telefonkette, die schon mancherorts praktiziert wird) ist eine solche Hilfe.

Ich möchte gerne mein Augenmerk in Zukunft stark auf diesen Bereich legen, auch das begreife ich als Teil meiner Seelsorge.

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