Für die kommende Woche habe ich einen Text gewählt von Dorothee Sölle. Sie war eine große Theologin unserer Zeit. Sie schreibt:
„Ich erinnere mich genau an ein Gespräch, das ich vor Jahren mit einem Rundfunkredakteur führte. Fast beiläufig erzählte er mir, es gebe in der katholischen Liturgie eine Bitte um Tränen. Ich erschrak, weil ich merkte, dass mir etwas fehlte…. Er wollte mich hinweisen auf die lösende und reinigende Kraft der Tränen. … Ich erschrak, weil ich merkte, wie lange ich nicht mehr geweint hatte; dieser Schrecken war der Anfang des Gebets.
… Wir verleugnen das Bedürfnis nach dem Geist, der tröstet … wir bilden uns ein, wir könnten ohne Geist leben, ohne ausgedrückten Schmerz und ohne Trost. Wir haben die Bitte um die Gabe der Tränen vergessen.“ (Dorothee Sölle in: „Den Rhythmus des Lebens spüren).
In meiner Arbeit merke ich immer wieder, wie sehr Menschen des Trostes bedürfen und wie wenig sie sich dieses Bedürfnis zugestehen. Vielleicht nehmen Sie in der kommenden Woche Ihre eigene Trostbedürftigkeit in den Blick oder auch ins Gebet.