Gestern haben wir im Seniorenkreis über die Frage nachgedacht: „Was ist für mich heilig?“
Zunächst kamen Antworten wie: die Familie, die Gesundheit, das Leben, Frieden, gute Freunde, dann auch: Glauben, Kirche. (Interessanterweise wurde nicht genannt: Gott.) In jedem Fall haben wir herausgefunden, dass das, was für uns heilig ist, besonders und wichtig ist.
In einem zweiten Schritt erkannten wir, dass das hebräische Wort für heilig die Trennung, die ordnende Unterscheidung meint, wie sie in der ersten Schöpfungsgeschichte erscheint. Gott trennt z.B. das Licht von der Finsternis, er heiligt sozusagen die ganze Schöpfung.
Anhand von Heiligenbilder und dem Heiligenschein sahen wir in den heiliggesprochenen Menschen das Licht Gottes, der liebevoll, tröstend, ein Begleiter, barmherzig, gnädig, gütig, verzeihend etc. ist.
Solche Eigenschaften erleben wir aber auch bei Menschen um uns herum, die uns liebhaben, die verzeihen, die trösten … Sie zeigen darin also etwas vom Wesen Gottes und sind in diesem Sinne „heilig“. Paulus nennt ja seine lebenden Zeitgenossen „die Heiligen Gottes“, weil sie schon etwas vom Wesen Gottes in ihrem Leben ausdrücken und vom Wesen des einen Heiligen – Gott – umfasst sind. Und so haben wir den Begriff der Heiligen, der durch die Kirchengeschichte auf die Heiliggesprochenen verengt worden ist, wieder zum biblischen Verständnis geweitet.
Allerdings bleibt es eine Herausforderung, bei anderen und noch mehr bei sich selbst die Heiligkeit zu sehen. Denn wir spüren ja immer auch das Versagen, das Fehlerhafte, das Scheitern. Aber auch darin sind wir den großen Heiligen (Augustinus, Ignatius, Mutter Teresa etc.) sehr ähnlich.