Im Rahmen einer Lektüre bin ich auf den „sozialen Tod“ gestoßen.
Damit wird bezeichnet, wenn Menschen schon vor ihrem physischen Tod von ihrer Umgebung so behandelt werden, als wären sie schon gestorben.
- Das geschieht, wenn Menschen etwa ins Seniorenheim übersiedeln und dann von ihrer Familie, ihren bisherigen Freunden oder Nachbarn nicht mehr besucht werden.
- Das geschieht, wenn Menschen auf Grund einer Krankheit in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, nicht mehr aus dem Haus kommen und so die Kontakte geringer werden und schließlich ganz einschlafen.
- Das geschieht, wenn Menschen im Alter „wunderlich“ werden und ihr bisheriges soziales Umfeld mit Rückzug reagiert.
Ich erlebe das ja immer wieder auch in meinem beruflichen und privaten Umfeld.
- Ich bekomme es mit, wenn Menschen sich in einer neuen Umgebung kaum mehr einfinden können.
- Ich bekomme es mit, wenn die nahen Bezugspersonen weniger werden durch Wegzug ogder Krankheit oder Tod.
- Ich bekomme es mit, wenn Menschen (etwa in meiner Globussprechstunde) von Einsamkeit erzählen.
Ich weiß auch, dass es mitunter ganz schön herausfordernd und kraftzehrend ist, derartige Kontakte aufrecht zu erhalten. Ich sehe aber auch die Not, die im „sozialen Tod“ entsteht. Ich erlebe immer wieder auch, wie sehr diese Not gelindert werden kann – sei es durch einen Anruf, sei es durch einen Besuch, sei es durch eine Einladung. Manchmal braucht es gar nicht viel – und es ist doch so viel gewonnen dabei. Voraussetzung allerdings ist, für derartige Menschen und ihre Lebenssituation aufmerksam zu sein.
Heute hat mir etwa eine Person erzählt, dass ihre Aufmerksamkeit das Leben einer alleinlebenden Seniorin gerettet hat, zu der sonst wohl wenige Menschen Kontakt haben. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie soziale Kontakte nicht nur den sozialen, sondern auch den physischen Tod verhindern können!