Gedanken zur Corona-Pandemie

Es gibt zur Zeit kein Gespräch, das nicht über kurz (meistens!) oder lang auf den Coronavirus kommt. Manche Gespräche kommen auch unvermutet zustande – etwa vor einem leergekauften Regal für Toilettenpapier. Andererseits gibt es natürlich (und berechtigt!) den Aufruf zur Abschottung und zur Wahrung größerer Distanz, um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden.

Meine Befürchtung war und ist, dass diese Tendenz zum Rückzug und zur Abgrenzung sich verstetigt – vor allem, wenn die Pandemie lang andauert. Dass sich die Grenzziehungen und Ausgrenzungen. die wir seit einigen Jahren auf der politischen Bühne beobachten, jetzt ins gesellschaftliche und private Leben hinein fortsetzt. Dass nachbarschaftliche Beziehungen oder auch das Vereinsleben Schaden nimmt. Das hätte sehr weitreichende Folgen für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt; und damit spreche ich jetzt nicht von den wirtschaftlichen Folgen.

Jetzt haben sich aber fast gleichzeitig Initiativen entwickelt, die in die ganz entgegen gesetzte Richtung weisen: Jüngere Menschen bieten den älteren Nachbarn Hilfe an – etwa beim Einkaufen. Die Kommunikation über das Internet und auch wieder über das Telefon steigt an. Man entwickelt eine Besorgtheit über den Gesundheitszustand anderer. In China oder Italien singen die Menschen um 12 Uhr Mittags von Balkon zu Balkon, von Fenster zu Fenster – aber eben zusammen und zu Ehren der Kranken und deren Pflegende. Es gibt auch Einzelne und Gruppen, die für die Kranken und die Pflegenden beten. Und das sind nicht nur Katholiken, sondern etwa auch Moslems. So hat es mir letzte Woche eine Muslima erzählt. Vermutlich gilt das für viele Religionsgemeinschaften.

„Verlangsamung“ ist das Wort der Stunde. Die Ausbreitung des Virus soll verlangsamt werden. Dies will man durch Rückzug erreichen. Die Verlangsamung des eigenen wie auch des öffentlichen Lebens könnte zu größerer Bewusstheit führen. So haben wir es in der vergangenen Woche bei den „Exerzitien im Alltag“ durch eine Geh-übung erlebt. Dann wäre die Corona-Pandemie vielleicht auch eine Krise in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, nämlich dass sich etwas unterscheiden lässt und zu neuer Entscheidung führt. Das allerdings können wir selber gestalten, dem sind wir nicht – wie dem Virus – ausgeliefert, das haben wir selber in der Hand.

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