In dieser Woche hat sich meine Arbeitsweise komplett umgestellt. Bisher lag einer meiner Schwerpunkte in der Begegnung mit den Menschen von Angesicht zu Angesicht („face- to-face“). Das ist jetzt so kaum noch möglich. Stattdessen gibt es viele Telefonate und Mails. Das hat eine ganz andere Qualität. Noch mehr Hinhören ist erforderlich, wenn die anderen Sinnesorgane sozusagen ausgeschaltet sind.
Auch bei meiner Globus-Sprechstunde hat sich was verändert. „Mein“ Platz schaut jetzt so aus: Also nichts mehr mit „Offenes Ohr – offenes Herz“ (zumindest nicht am Donnerstag von 10 – 11 Uhr in der Cafeteria im Globus). Ich bedauere das sehr, weil es doch immer wieder schöne und schwierige, alltägliche und außergewöhnliche, allgemeine und sehr persönliche Gespräche gab.
Auch meine besinnlichen Vormittage und Glaubensgespräche in den Pfarreien und in zwei Seniorenheimen wurden abgesagt. So habe ich jetzt wieder viel Zeit. Das ist ein Reichtum, den ich gerne den Menschen zur Verfügung stelle, wenn sie ein Anliegen haben oder auch nur ratschen wollen, um so das Alleinsein zu durchbrechen. Also keine Scheu, sondern anrufen oder mailen. Die Kontaktdaten gibt es im Impressum.
Ich bekomme auch viele Hilfsmöglichkeiten mit. Die schießen jetzt wie Pilze aus dem Boden. Viel nachbarschaftliche Hilfe, viel Hilfe über die Generationen hinweg – sei es beim Einkaufen, sei es bei Fahrten, sei es einfach durch die Frage nach dem Wohlbefinden. Leibsorge sozusagen. Es scheint sich – gerade wegen der Eindämmung der Kontakte – ein größerer Zusammenhalt, ein intensiveres Bewusstsein von Zusammengehörigkeit zu entwickeln. Das sind Hoffnungszeichen!
Die Kirchen entdecken neue Formen des Zusammenwirkens. Sowohl in der praktischen Hilfe wie auch im spirituellen Bereich. Es gibt Seelsorger, die wie ich ihren Dienst ans Telefon verlegt haben, eine andere Art von „Telefonseelsorge“. Es gibt Kolleg*innen, die Gottesdienste entwickeln, die etwa im Seniorenheim im Zimmer gefeiert werden können. Es gibt ab diesem Wochenende auf der Seite des Erzbistums das Format „Leben (dr)innen neu entdecken“ mit einem Impuls zur jeweiligen Tagesliturgie. Es gibt tägliche Gottesdienste, die um 17:30 Uhr (sonntags um 10.00 Uhr) übertragen werden – zu finden auf http://www.erzbistum-muenchen.de.
Alles in allem also in dieser Krankheitskrise auch viele Initiativen. Ich erkenne darin ein Wirken des Heiligen Geistes, eine Initiative Gottes durch viele Menschen. Auch durch nichtkirchliche, auch durch Menschen, die sich selber als „nicht religiös“ bezeichnen. Das ist aber in dieser Frage auch ziemlich nebensächlich, es kommt hier auf den guten Willen und das Wirken an.