Kulturelle Teilhabe mit Demenz

Es gibt einen Podcast von Christine Schön, Hörbuchautorin mit Schwerpunkt Alter und Demenz. Dieser Podcast heißt: „Demenzpodcast“. In der mittlerweile 71. Folge dieses sehr informativen Podcasts geht es um die kulturelle Teilhabe von Menschen, die an Demenz erkrankt sind (und ihren Angehörigen). Menschen erzählen von ihren teils sehr schlimmen, weil ausgrenzenden Erfahrungen – etwa in einem Konzert – und auch von gelingenden Projekten, etwa im Rahmen eines Theaters.

Das Anliegen von Christine Schön ist es dabei, das Bewusstsein zu wecken und zu schärfen für all das, was auch mit einer Demenz möglich ist. Ihre Zielgruppe ist dabei eine zweifache: zum einen die Demenzkranken und ihre Angehörigen, zum anderen die Akteure in der Gesellschaft, etwa im Kulturbereich (und wohl auch darüber hinaus).

Mir selber ist das auch immer wieder begegnet, dass Menschen mit Demenz teilnehmen wollen (etwa an einem normalen Gemeindegottesdienst), aber dann „auffällig“ agiert haben. Manche Besucher fühlten sich dadurch gestört (ich als Prediger nicht), auch die Angehörigen haben sich geschämt. Die Folge: sie sind hinausgegangen und haben dann nie mehr einen Gottesdienst besucht. Das hat weh getan, weil es gar nicht hätte sein müssen mit etwas mehr Verständnis und Toleranz (wozu die Gesamtgemeinde [bei entsprechender Information] sicher bereit gewesen wäre).

Dabei ist Isolation und Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, auch von Bekannten und Freunden, eigentlich schädlich; Kontakt und Erlebnisse helfen, eine Demenz zu verlangsamen (neben Bewegung, geistige Anregung, Ernährung). Eigentlich müssten und könnten wir sehr viel mehr Begegnungsräume schaffen bzw. die vorhandenen Angebote (etwa ein Konzert, einen Restaurantbesuch, einen Walkingtreff) nutzen. Auch die Gottesdienste zählen dazu. Vielleicht ist es hilfreich, sehr viel langsamer zu beten. Vielleicht ist es hilfreich, mehr Sinnesreize anzusprechen über Symbole, Musik, Gestik (als nur das Gehör und den Verstand über das Wort).

Vielleicht gelingt es auch, die Demenzerkrankten aktiver einzubinden. Dazu braucht es das Gespräch mit den Angehörigen und mit den Demenzerkrankten, was für sie möglich ist (und was nicht), es braucht das Ausloten von Spielräumen auf allen Seiten. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Es braucht aber wohl Mut, Wissen und Werben um Verständnis bei der Umsetzung.

Wer den Podcast hören möchte: hier ist der Link dazu:

https://demenz-podcast.podigee.io/73-new-episode

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