Ich habe zum 1. Advent eine Geschichte gefunden, die mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Gerade weil wir ja in diesen Tagen unsere Zimmer und Fenster mit Sternen schmücken – im Wissen darum, dass Sterne Sehnsuchtszeichen sind und wir uns an ihnen orientieren – verstört mich diese Geschichte doch ein wenig. Natürlich sind Nebel und Nacht auch Bilder für unser menschliches Leben und Erleben.
Aber ist das, was der Fischer tut, eine rettende Idee? Oder muss er die Situation einfach aushalten? Was mag mit diesem Fischer geschehen sein? Wo wird er gelandet sein? Wird er sein Glück gefunden haben?
Ich wünsche Ihnen jedenfalls, dass Sie in diesem Advent und auch in allem Dunklen Ihres Lebens Ihren Stern finden und ihm zu folgen sich trauen.
Der Stern
Es war einmal ein Fischer, der fuhr jede Nacht aufs Meer hinaus, um seine Netze auszulegen. Früh am Morgen kehrte er zurück, dann waren seine Netze voll mit Fischen. Denn er kannte die Wege, die die großen Fischschwärme nahmen.
Selbst in der tiefsten Nacht fand er seinen Weg. Er sah hinauf zu den Sternen, die über ihm am Himmel standen, und ließ sich von ihnen den Weg zeigen.
Aber einmal kam eine Zeit, da war der Himmel von Wolken verhangen. Dicker Nebel lag über dem Meer, so dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Weder Sonne noch Mond noch Sterne ließen sich blicken. Das war eine schlimme Zeit. Denn der Fischer konnte nicht hinausfahren. Tag für Tag hoffte er, dass sich der Nebel bald verziehen würde.
Aber der Nebel blieb.
„Wenn ich wenigstens einen einzigen Stern sehen könnte“, dachte der Fischer, „damit ich übers Meer finde“.
Aber kein einziger Stern schaffte es, den dichten Nebel zu durchdringen.
Da fasste der Fischer einen Entschluss. „Ich werde mir einen eigenen Stern machen“, dachte er. Er ging in den Schuppen und schnitzte sich aus einem alten Brett einen großen Stern. Den hängte er an eine Stange. Die Stange befestigte er an seinem Boot.
Als der Abend kam, ruderte der Fischer hinaus aufs Meer.
Rings um ihn herum war dichter Nebel. Aber vor ihm leuchtet sein Stern. Er brauchte nur hinter ihm her zu rudern.
Am Morgen bemerkten die anderen Fischer, dass sein Boot nicht an seinem Platz war. Sie warteten auf ihn. Aber er kam nicht zurück. Niemand hat ihn je wieder gesehen.