Anfang der Woche war ich im Seniorenclub in der Pfarrei St. Laurentius in Altmühldorf. Wir haben uns dabei mit dem Sehen beschäftigt, freilich nicht mit der altersbedingten Unschärfe, die den Besuch beim Augenarzt oder Optiker notwendig macht. Wir haben anhand von Lupe und Fernglas in das vergangene Jahr hineingeschaut und uns die Frage gestellt: „Was sehe ich an Freudigem und was auch an Schwerem?“. Wir haben dabei sowohl manch Großes entdeckt und manchmal auch eine winzige Kleinigkeit, die wir beinahe übersehen würden. Es waren die Flüchtlinge im Blick (und die Not der noch fremden Menschen) und auch das regelmäßige Schachspiel mit einem guten Freund. Wir sahen die eigene Beschwerlichkeit und auch die Freude im Seniorenclub. Wir erinnerten uns an manche Ausflüge, an das gemeinsame Kaffeetrinken, an die Freude des Immerwiedersehens. Auch der Blick in die Zukunft mit dem „Zauberfernrohr“ ließ uns Heiteres und Sorgenvolles entdecken: dass es nicht mehr so gut gehen wird, dass die Gesundheit nachlassen könnte; aber auch die Hochzeit der Enkelin oder der Fasching im Seniorenclub.
Dann haben wir uns ein sehr spezielles Sehrohr angeschaut: das Kaleidoskop. Wenn man durch ein Kaleidoskop blickt, sieht man bunte Blumen und Muster, die sich verändern, wenn man das Kaleidoskop dreht. Alle Senioren haben durchgeblickt und es tauchte immer ein Lächeln und Staunen auf ihren Gesichtern auf. Blumen und Muster werden durch kleine Glasbruchstücke und Spiegel hervorgerufen und dienten uns als Anregung, über eigene Lebensbruchstücke nachzudenken. Manchmal wurde daraus durch einen veränderten Blickwinkel auch etwas Schönes, Lebendiges.
Schließlich haben wir den Blick ins Himmelreich gelenkt. Jesus und die Bibel geben uns manchmal eine Lupe in die Hand, mit der wir das Himmelreich im Kleinen entdecken können: im Senfkorn, in der wiedergefundenen Münze etwa. Mit einem Fernrohr können wir das weit Entfernte sehen wie das „königliche Hochzeitsmahl“ oder die himmlische Stadt Jerusalem oder das Kommen des Menschensohnes. Das Kaleidoskop lenkt den Blick auf die Heilungsgeschichten, bei der alle Wunden und Bruchstücke des Lebens in eine „Heilsordnung“ überführt werden und so an ihr Ende kommen, ja sogar Heil daraus entsteht.
Es war ein manchmal nachdenklicher, oft heiterer Nachmittag mit viel Staunen, mit sehr aktiven Senioren, den wir damit beendeten, dass wir in einer Geschichte den Blick auf die schönen Erlebnisse eines jeden Tages lenkten.