Die Scherben meines Lebens – Bericht vom besinnlichen Vormittag

Heute Vormittag haben wir uns in Niederbergkirchen mit den „Scherben meines Lebens“ beschäftigt. Schön war, dass es wieder eine gute Mischung aus Frauen aus dem Ort und Bewohnern des Seniorenheims „Birkenhof“ gegeben hat.

In einer schönen Schale haben wir zunächst gesammelt, was es an Kostbarkeiten und an Wertvollem im Leben gibt und gegeben hat. Da wurden scheinbare Kleinigkeiten genannt wie die Sonne oder warmes Wasser. Es kam aber auch, dass es gut ist, wenn man in der Frühe gesund aufstehen kann. Selbstverständlich auch die Liebe, die Familie, Zufriedenheit, Anerkennung, der Hochzeitstag, die Geburt der Kinder etc. Im Psalm 139 fanden wir eine biblische Entsprechung unserer Erfahrungen und Gefühle.

Dann habe ich die Schale fallen lassen und alle Teilnehmer*innen sind erschrocken. So etwas passiert auch im Leben mit den kostbaren Dingen: sie gehen zu Bruch – teils absichtlich, teils unabsichtlich, teils unbeeinflussbar. Krieg oder Unfall oder Naturkatastrophen sind solche unbeeinflussbaren Auslöser, auch Krankheiten ereilen uns „einfach so“. Anderes wie etwa das Zerbrechen von Beziehungen geschehen mit unserem Dazutun. Da bleiben manchmal auch Narben, oft ein ganzes Leben lang. Schon im Benennen solcher Erfahrungen zeigte sich, dass das jede/r schon mal durchgemacht hat. Auch biblische Erfahrungen kamen zur Sprache: Ps 22 etwa mit seinen kräftigen Bildern von den Scherben, dem hingegossenen Wasser und dem zerflossenen Wachs. Und Hiob natürlich!

Im Leben muss man manchmal damit leben, dass eine Ecke fehlt – und zwar dauerhaft. Die fehlende Elternliebe bleibt unersetzbar. Zerbrochene Lebensträume, gescheiterte Beziehungen hinterlassen eine Lücke. Ein gesundheitlicher Schaden ist vielleicht nicht wieder zur Gänze heilbar und manches, was man gerne gemacht hat, geht nicht mehr.

Eine zerbrochene Schale kann man wieder kleben. Aber die Bruchspuren bleiben sichtbar. Die japanische Kunst des Wabi Sabi vergoldet diese  Kanten, sie fallen sofort ins Auge. Damit wird die so behandelte Schale zu einer besonderen, die sich von all den anderen Schalen aus der selben Produktion unterscheidet. Unsere „Narben“ und“ Falten“ – auch die seelischen – machen uns einzigartig und erkennbar. Sie werden zu Zeichen unserer Individualität.

Aber was ist im Leben der „goldene Kitt“? Was hilft im Leben bei den Brüchen des Lebens? Aus der Runde kamen: die guten Freunde um uns herum, bei denen wir uns mit unserem „Elend“ (dem „Wabi“) und der Reife (dem „Sabi“) zeigen können. Und es ist das Gottvertrauen, sprich das Vertrauen darauf, dass Gott uns vollenden wird – spätestens im Tod.

So hat dieser Vormittag mit seinem schweren Thema sehr viel Heiterkeit ausgelöst, noch mehr Erinnerungen, im Gespräch viel Verbundenheit untereinander und zum Schluss eine versöhnliche Lebensperspektive geboten.

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