Am kommenden, dem „Weißen Sonntag“ steht „Thomas, der Zweifler“ im Fokus, Einer, der es ganz genau wissen will. Einer, der „begreifen“ will, handgreiflich die Auferstehung erleben will. Also eigentlich gar kein Zweifler, sondern ein Suchender; einer, der sich nicht einfach mit einem Satz – und sei er auch von seinen vertrauten Freunden – abspeisen lässt. Und die haben ja auch lang gebraucht, bis sie es „kapiert“, verstanden haben.
Thomas geht einen anderen Weg. Er sucht keine verstandesmäßige Durchdringung, sondern er sucht die sinnliche, die haptische Erfahrung. Mit allen Sinnen, im Erspüren! Darin findet er das göttliche Geschehen.
Thomas begreift die Auferstehung im Berühren der Wunden. Die Wunden sind der Ort, an dem Auferstehung erfahrbar wird.
Grade haben wir viele Gelegenheiten, Wunden zu berühren: die der Isolierten – die der Ängstlichen – die der von Existenzängsten Bedrohten – die der von (häuslicher) Gewalt Bedrohten – die Wunden derer, die unter psychischen Störungen leiden – usw.
Es gibt auch gesellschaftliche Wunden, und damit meine ich nicht das Feilschen um noch höhere Gehälter im Millionenbereich oder um staatliche und stattliche Unterstützung in Milliardenhöhe für Großkonzerne. Die Diskussion um „systemrelevante Berufe“ hat z. T. groteske Züge, vor allem wenn man sich deren Arbeitsbedingungen und deren Entlohnung anschaut. Ich meine damit etwa Kinder, deren Schulbildung jetzt Schaden nimmt und die das dann ein Leben lang ausbaden müssen. Ich meine die Gering- und Zuverdiener, deren „normales“ Leben unterhalb der gesellschaftlichen Radarschwelle verläuft. Ich meine eine Haltung, die auf das eigene Ich fixiert ist und sich gegenüber anderen (Personengruppen, Kulturen, Ländern) abschottet – und das selbst noch in Zeiten einer globalen Pandemie!
Den Finger in die Wunden legen. Nicht, um andere bloßzustellen, sondern um das Heil für alle zu suchen. Ich glaube, Thomas könnte da ein ausgezeichnetes Vorbild für eine Kirche sein, die den Auferstandenen erfahren will.